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Schwaben+Allgäu
Zwischen Donau und Altmühl
Zwischen Donau und Altmühl - eine nahezu eben verlaufende Radtour durch das beeindruckende Altmühltal auf gut ausgebauten und beschilderten Radwegen

Von Gunzenhausen bis Kelheim verläuft entlang der Altmühlufer der gut ausgeschilderte Radweg. Von ihm aus gehen wiederum Themenwege in die Umgebung ab. Einer davon erkundet auf einem Rundweg durch drei Flusstäler die Urgeschichte der Donau. Ursprünglich was das Altmühltal ihr Bett, bis sie, von der Schutter angezapft, ihren Lauf nach Süden in ihr jetziges Flussbett verlegte. Aber nicht nur die Flussgeschichte gibt es auf der Tour zu beachten. Historie begegnet einem auf Schritt und Tritt. Der berühmte Urvogel Archaeopteryx ist hoch über Eichstätt im Juramuseum auf der Willibaldburg zu bestaunen, im Pfünz warten die Römer am Limes auf die Barbaren und die folgenden Kulturepochen wie Gotik, Renaissance und Barock lassen sich in den gut erhaltenen Stadtensemblen von Neuburg an der Donau und Eichstätt wunderbar erfahren oder begehen.

Neuburg an der Donau, © Hans-Jürgen Hereth, 2023

Donaubrücke in Neuburg, © Hans-Jürgen Hereth, 2023
Die Tour startet in Neuburg an der Donau, für deren Altstadt man sich Zeit nehmen sollte. Vom Bahnhof aus gelangt man über die Fünfzehnerstraße (ein Name wie aus Wien) und die Theresienstraße in die Hofgartenstraße. Diese steigt leicht zum Schloss und der Altstadt hin an. Kommt man von Süden mit dem Auto sieht man schon von weiten seinen markanten Baukörper mit den beiden rotbehelmten Türmen. Groß ist sie nicht die Obere Altstadt, aber dafür umso beeindruckender. An jeder Ecke gibt es was zu sehen, für dessen genauer Betrachtung sich eine kleine Pause lohnen. Hat man sich an den Gebäuden und seinen Sichtachsen satt gesehen, laden am zentralen Karlsplatz Cafès und andere gastronomische Betriebe zu Verdauen ein oder fordern eine weitergehende Erkundung der Gebäudeinhalte. Hofapotheke, Provinzialbibliothek, die Städtische Galerie und das Residenzschloss des Fürstentums Pfalz-Neuburg selbst mit seiner berühmten Sammlung von Barockgemälden, die sich europaweit nicht zu verstecken braucht. Den Grundstein dafür legte der Niederländer Peter Paul Rubens mit seiner Ausgestaltung der Hofkirche, für die er drei repräsentative Altarbilder schuf. Das Namedropping könnte man jetzt beliebig weiterführen, es ersetzt den Genuss der Bilder aber leider nicht. Und wer hätte gedacht, dass sich im Durchgang zum imposanten Schlossinnenhof der weltweit älteste protestantische Sakralbau befindet? Der Pfalzgraf Ottheinrich (1502-1559), der dies in die Wege geleitet hat, sei gelobt und gepriesen. Dabei war der Neuburger Schlossbau für ihn nur das Vorspiel zum weltberühmten Heidelberger Ottheinrichbau. Nach der Besichtigung der Oberen Altstadt fragt man sich, warum es bisher für Besichtigungen dieser Art immer Italien gewesen sein muss.

Neuburg Reseidenzplatz, © Hans-Jürgen Hereth, 2023

Neuburg Baudetail © Hans-Jürgen Hereth, 2023

Steppberg, © Hans-Jürgen Hereth, 2023

Schloss Steppberg, © Hans-Jürgen Hereth, 2023
Aber irgendwann muss man sich doch losreissen, will man die folgenden Lustbarkeiten auch noch erleben. Mit der Elisenbrücke überquert man die Donau. Gleich danach beginnt auf dem Donaudamm das Teilstück des 609 km langen deutschen Donau-Radweg, der dem Fluss entgegen der Fließrichtung auf dieser erhöhten Position fast bis Stepperg begleitet. Nur die Deutsche Limes Straße ist mit 820 km länger, aber die kommt später dran. Die kleine Ortschaft Stepperg wird vom Schloss Stepperg mit seinen beiden Flügelbauten und den quadratischen Türmen bestimmt, in dessen Obergeschoss eigenes für die französische Kaiserin Mare Luise ein Kabinett eingerichtet worden ist. 1907 wurde es von Gabriel von Seidl umgebaut. Den dazugehörigen Landschaftspark mit der Hermesskulptur von Ludwig von Schwanthaler gestaltete Friedrich von Sckell. Park und Schloss sind immer noch in Familienbesitz und leider nicht zu besichtigen. Gleiches gilt leider auch für die reizende Mühle mit ihrem an der Fassade angebrachten, romanischen Christus.
Danach kommt einem Rennertshofen ziemlich fad vor. Die Altstadt spart man sich und hält sich an die Wegbeschreibung Richtung Dollnstein. Bis Dollnstein befindet man sich im Donauurtal, durch das ab Wellheim die Schutter fliesst, laut Fremdenverkehrsprospekt heute ein karges Trockental, dessen Schönheit an südliche Anmut erinnert. Alles ist hier seltsam leblos, außer der Natur. Wann sieht man schon auf so einem kurzen Stück einen Fuchs, einen Dachs (am Tag!) und Störche und Rehe ohne Ende. Der Radweg, in den Karten auch als AAR (jetzt Amper Altmühl Radweg bezeichnet) ist nahezu eben und führt zumeist weit an der Bundesstraße und den wenigen Ortschaften vorbei. Deshalb kann man auch in Hüttling einen Abstecher zur Wallfahrtskirche Heilig Kreuz in Bergen zu unternehmen. Erstaunlich wo sich überall Splitter der Kreuzigungsbalken erhalten haben sollen. Aber, wer`s glaubt, wird seelig. Doch dementsprechende Grundsatzüberlegungen spart man sich für später auf.

Kratzwagen vor Museum Dollnstein, © Hans-Jürgen Hereth, 2023

Mühlbergergrotte vor Döllnstein, © Hans-Jürgen Hereth, 2023
In Dollnstein flossen einst Urdonau und Altmühl zusammen. Wenn man schon in dieser Ecke des Landes ist, ist ein weiterer Abstecher, diesmal nach Solnhofen mit seinen berühmten Schiefersteinbrüchen eigentlich Pflicht. Wo sonst kann man Naturgeschichte so direkt erkunden, steinerne Souvenirs inklusive. Von hier aus starten auch die Kanutouren Altmühl abwärts, auch in dem heißen Sommer 2022, in dem der Fluss sehr wenig Wasser führte. Ungewöhnlich für ein Naturschutzreservat, dass sie dennoch erlaubt waren.

Eichstätt Altstadt, © Hans-Jürgen Hereth, 2023

Eichstätt Museum, Kreuzgang, © Hans-Jürgen Hereth, 2023
Auf dem meist geteerten Altmühlradweg ist schon merklich mehr los als an Schutter und Donau und verfahren kann man sich auch nicht. So gelangt man nach Eichstätt, dessen von weiten sichtbare Willibaldsburg den weiteren Weg weist. In ihr befindet sich mit dem Jura Museum eines der schönsten Naturkundemuseen in Deutschland. Doch wie es sich für eine Burg gehört, sie liegt am Berg und den muss man sich erst erfahren. Die Altstadt liegt jedoch ebenerdig und ist über die Spitalbrücke zu erkunden. Für eine Bastion der „Schwarzröcke“ mit der Katholischen Hochschule, die in der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz mit schönem Hofgarten untergebracht ist, ist hier erstaunlich wenig los. Seltsam ausgestorben. Kaum Touristen und offensichtlich keine Studenten und das obwohl sich der Ort selbst als „Mittelpunkt des Radparadieses“ anpreist. Vielleicht lag es auch nur an der Hitze. So beeindruckend wie Neuburg ist die Altstadt nicht. Nicht entgehen lassen sollte man sich aber die Schutzengelkirche mit seinen überraschend vielen Engeln und im ehemaligen Kapuzinerkloster den Nachbau des Heiligen Grabes aus dem 12. JH.

Eichstätt Universitätsgarten, © Hans-Jürgen Hereth, 2023

Eichstätt, Heiliges Grab, © Hans-Jürgen Hereth, 2023
Von Eichstätt ist es nur noch einen Katzensprung nach Pfünz. Hier stößt man an den Limes und das nachgebaute, ursprünglich zu seiner Sicherung errichtete Römerkastell Castra Vetoniana. 90 n. Chr. war auf dem sog. „Kirchberg“, einer spitz zulaufenden Bergzunge, die Auxiliarkohorte kaserniert, deren Aufgabe es u.a. war, Straßen und Brücken instand zu halten und an der Reichsgrenze für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Nach einem Alemanneneinfall wurde es wie die meisten anderen römischen Kastellen nördlich der Donau zerstört. Weder Römer noch Alemannen waren jedoch die ersten Siedler dieser Gegend. Reichhaltige Funde, heute in der Willibaldsburg zu besichtigen, geben davon anschaulich Zeugnis ab.

nur nichts übertreiben, © Hans-Jürgen Hereth, 2023
Das letzte Stück des Rundweges will auch noch erradelt werden. Der kürzeste Weg zurück nach Neuburg führt über Pietenfeld nach Adlerschlag entlang der Via Julia (bis Neuburg). Wer mit dem Zug angereist ist, kann hier die Tour abkürzen. Alle anderen können über Möckenlohe (mit einer Römervilla) bis nach Nassenfels den ausgeschilderten Radweg benutzen. Ab hier führt eine Nebenstraße nach Neuburg zurück.
 
Sehenswürdigkeiten: Altstadt Neuburg an der Donau, Eichstätt, Willibaldsburg, Solnhofen Bürgermeister-Müller-Museum, Schlossmuseum
Einkehrmöglichkeiten: Alte Schule Solnhofen, Höllbräukeller Eichstätt