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Franken+Oberpfalz
Juden in Franken
Juden in Franken. Die Landjuden im Rothenberger Land. Ein bayerischer Dorn im fränkischen Kernland
 
Im Gefolge der römischen Heere kamen auch Juden als Hilfstruppen und Händler an den Rhein, die sich hier, wie an anderen Flüssen und Fernhandelswegen niederließen. Noch bis ins 9. JH galten Juden als Mittler zwischen Abend- und Morgenland und waren als Ärzte und Ärztinnen (!) hoch angesehen. Auch wenn das christlich – jüdische Verhältnis nie ungetrübt und geprägt von Differenzen und Diskriminierungen war, gelang zunächst ein einvernehmliches Miteinander. Mit den Kreuzzügen, spätestens aber mit dem 4. Laterankonzil (1213) das den Christen Zinsgeschäfte und den Juden den Erwerb von Grundbesitz verbot, wandelte sich diese Einstellung. Juden galten von nun an als „Brunnenvergifter“ und „Christusmörder“, als Staatsfeinde, die rechtloser Gewalt wie der „Rintfleisch“ Verfolgung (1298) oder den Pestpogromen (1349) ausgesetzt waren und zur besseren Kontrolle ghettoisiert wurden. Als „servi camerae“, des heiligen Reichs Kammerknechte, wurden sie unter Königsschutz gestellt und konnten damit Sklaven gleich verkauft oder verpfändet werden. Die kanonische Rechtssprechung der Kirche unterstützte diese Entrechtung. Mit der Goldenen Bulle von 1356 ging das königliche Monopol des Judenschutz an die Kurfürsten und ab dem 16. JH auf alle Regalienträger über.

Die Ansiedlung von Juden erfolgte ab 1112 zuerst in der reichfreien Stadt Nürnberg, dann in den größeren fränkischen Städten Würzburg (1147), Rothenburg und Fürth (1303). Da ihnen in der christlich geprägten feudalen Gesellschaft die Zunftaufnahme und der Landbau verweigert wurde, konnten sie lediglich Tätigkeiten nachgehen, die Christen verboten waren, wie z.B. dem Geldhandel, oder außerzünftig geregelt wurden. 1499 wurden die gesamte jüdische Bevölkerung aus Nürnberg vertrieben und siedelte sich in Fürth, im Umland oder noch weiter weg in Osteuropa (Polen) an. Schon vorher, 1452, verloren die Juden im Kurfürstentum Baiern ihr Wohn- und Schutzrecht und wurden damit vogelfrei.
 
Juden in Fürth
1556 fand die erstmalige Ansiedlung von Juden gegen hohe Schutzgelder an den Bamberger Domprobst (katholisch) statt. Ziel war die Ansiedlung nur wohlhabender Juden (wie Hofaktoren, Finanziers und Händler) nach deren Vertreibung aus Nürnberg und Wien (1670). Im Jahre 1652 erließ die Domprobstei eine Gemeindeverordnung mit der jüdische Bewohner mit Grundbesitz die gleichen Gemeinderechte und –lasten wie die christliche Bevölkerung hatten und zudem 2 Deputierte in den Rat entsenden durften. Ab 1715 übernimmt die Domprobstei Bamberg die alleinige Schutzherrschaft über die jüdische Bevölkerung und erlässt 1719 eine neue Gemeindeverordnung, mit der diese die niedere Gerichtsbarkeit selbstständig ausüben, die Rabbiner und das Kultpersonal selbst bestimmen und soviel Synagogen wie nötig bauen durften. Außerdem galt keine Zahlenbeschränkung, die eine Höchstzahl an Familien und deren Mitglieder regelte.

Diese günstige Rechtsposition verbunden mit der Ansiedlung wohlhabender Familien führten zu einem raschen ökonomischen wie kulturellen Wachstum. Fürth wurde zur bedeutendsten und größten jüdischen Gemeinde mit städtischen Gepräge in Bayern und einer beeindruckenden Infrastruktur, bestehend aus mehreren Synagogen und Talmudschulen, einem Friedhof, einem eigenen Kranken-, Armen- und Waisenhaus und eigenen hebräischen Druckereien (ab 1691). Seine Blüte erlebte die jüdische Gemeinde im 18. JH, in dem sie zu einen europaweit beachteten religiösen Zentrum mit dem über 400 Jahre bestehenden sog. Schulhof als Keimzelle wurde. In dieser Zeit wurde auch auf der Basis des Gebots der Zedaka (10% des Jahreseinkommens an Arme) viele gemeinnützige Einrichtungen gegründet. Eines davon ist das 1912 von Adolf und Julie Schwarz auf Schloss Büg in Forth errichteten israelitisches Kinderheim, andere sind das „Bertolzheimerianum“ des Fürther Bleistiftwarenfabrikant Heinrich Bertolzheimer und Alfred Nathans Wöchnerinnen- und Säuglingsheim.

Mit dem Ende des 18. JH bemühten sich akkulturationswillige Juden verstärkt um eine Aufnahme in die bürgerliche Gesellschaft, die ihnen mit dem Beitritt Frankens zum Königreich Bayern (ab diesen Zeitpunkt mit „y“ geschrieben) und dem 1813 verabschiedeten „Judenedikt“ auch formalrechtlich gewährt wurde. Der Erwerb von Grund und Boden wurde ihnen wieder erlaubt, ebenso die Zulassung zu allen Berufen und zur Universität. Einigen von ihnen, wie dem „Hofjuden“ Jacob Hirsch gelang ein steiler sozialer und wirtschaftlicher Aufstieg. Hirsch war Finanzier der Ansbacher Fürsten und wurde 1818 als erster Jude in den erblichen Adelsstand erhoben. Später legte er mit der Finanzierung des Baus des Ludwig-Donau-Main-Kanal und der ersten Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth (1835) den Grundstein für die Industrialisierung Bayerns.

Doch Ausnahmen bestätigen zumeist nur die Regeln. Die Gleichberechtigung der Frauen, die für Christinnen, erst wesentlich später Realität wurde, war für Juden von je her eine Selbstverständlichkeit, ebenso die zweisprachige Lese- und Schreibfähigkeit. Dennoch gab es weiterhin massive Einschränkungen wie die Zahlenbeschränkung für Familien (Matrikelzwang, Niederlassungsrecht nur für den ältesten Sohn). Auch die jüdische Selbstverwaltung wurde weitgehend beschnitten. Deshalb wanderten zwischen 1813 und 1871 ca. 11000 bayerische Juden in andere Städte oder bis nach Nordamerika aus. Da auch die Rabbiner mit diesem Edikt deutsch sprechen und eine wissenschaftliche Bildung nachweisen mussten, gelangte das traditionelle Judentum nicht nur in Fürth gegenüber dem Liberalismus ins Hintertreffen. 1836 schloss hier die letzte Talmudschule und beendete damit eine 300 jährige religiöse Tradition. Unter dem Rabbiner Dr. Isaak Loewi wandelte sich Fürth zu einem liberalen religiösen Zentrum, aus dem viele Vorkämpfer der Emanzipation der Juden hervorgegangen sind. Auch in Fürth war das Zusammenleben der Konfessionen nicht immer friedlich, doch mündeten die Konflikte niemals in der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung. Meist waren diese Konflikte vom wirtschaftlichen Neid motiviert.

Erst 1850 durften sich in Nürnberg wieder Juden ansiedeln. Die letzten Hemmnisse zu einer völligen Gleichstellung der Juden wurde durch die Ministerialentscheidung vom 24. Februar 1867 scheinbar überwunden. Mit dem Aufschwung durch die Industrialisierung hatten auch jüdische Industrielle wie die Spielzeugfabrikanten Bing, Trix und Schuco und die Fahrradhersteller Hercules, Mars und Triumph großen Anteil am der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwung ihrer Heimatstädte.
 
Forth
Auf eine ähnliche geopolitische Grundsituation (zwei unterschiedliche Grundherren) wie Fürth kann auch die jüdische Gemeinde in dem Dorf Forth zurückblicken. Doch anders als in Fürth konnte sich hier die wirtschaftlich schwache jüdische Bevölkerung ansiedeln. Auch diese Bevölkerungsschicht musste sich ihre befristete Duldung durch jährliche Schutzgelder (sog. „Schutzjuden“), Steuern und Gebühren (das Aufzugs-, Neujahr- und Zuckergeld, der Michaeliszins oder die Stolgebühren) erkaufen. Diese Steuern waren oft 12fach so hoch wie die der christlichen Bevölkerung. Besonders perfide war der Leibzoll, den die Händler an der Stadtmauer von Nürnberg nicht nur für ihre Waren, sondern für sich selbst entrichten mussten. Oft bildeten dieses Judenschutzregal die einzig wesentlichen Einkünfte des jeweiligen Landesherren. Die Geschichte des Kreises Rothenburg und damit von Forth ist ein Kuriosum der Geschichte. War der eine Teil protestantisch, fiel der andere 1629 dem Kurfürstentum Bayern (Oberpfalz) zu und wurde damit katholisch. Die nicht bis 1700 konvertierwilligen Protestanten mussten den Ort verlassen. Für diese zogen Juden, die sog. „Hofmarksjuden“, nach. Die bereits ansässigen wurden weiterhin geduldet. Ganze 100 Jahre, bis zur Wiedereinsetzung von Max Emmanuel 1715, dauerte es, bis sich das Kurfürstentum dieser Mitbewohner erinnerte und selbst Schutzzölle erhob.

Die in Forth ansässigen Juden waren zumeist „Schmuser“ oder Hausierer. Sie versorgten die Landbevölkerung mit Waren und Nachrichten aus der Stadt. Den „Schmuser“ als Heiratsvermittler gab es auch im Altbayrischen, obwohl sich hier kaum Juden ansiedeln konnten. Das Wort ist eines der vielen jüdischen Lehnwörter, das sich vom hebräischen „schuma“ (Gerücht, Nachricht) ableitet und im übertragen Sinn für leere Versprechungen oder Geschwätz verwendet wurde. Ein Schmuser war demnach jemand, der mit leeren Versprechungen gut umgehen konnte, ein Heiratsvermittler, Viehhändler oder eben ein Hausierer. Ihre Lebensumstände waren dennoch äußerst prekär.

Wegen der verhältnismäßig hohen permanenten Schutz- und Steuerbelastungen, konnten die Landjuden die Institutionen ihres Glaubens im Gegensatz zu Fürth erst sehr spät aufbauen. In Falle von Forth dauerte es 200 Jahre von der Erstbesiedelung 1520 bis die rituellen Stätten (Synagoge, Schule, Mikwe) erbaut werden konnten. Diese brachten ihnen im Gegensatz zur christlichen dörflichen Bevölkerung aber einen wesentlichen Vorteil. Die dörflichen Grundwässer waren meist durch Gülle vergiftet, die Kinder lernten Wasser meist nur durch das Bad der Hebamme und die Taufe kennen und für die Alten hatte ein Bad den Beigeschmack eines hoffnungslosen Kranken. Der fehlenden Hygiene entsprechend breiteten sich Krankheiten wie Krätze, Typhus und Zahnfäule aus. Die Juden waren aufgrund ihres religiös bedingten Reinlichkeitsbewusstsein (die Mikwen oder „Ducke“ wurden von Quell-, Fluss- oder Regenwasser gespeist) von diesen Krankheiten weit weniger betroffen und hatten somit auch eine längere Lebenserwartung wie Physikatsberichte im Auftrag der bayerischen Regierung 1861 ergaben.
 
Judenwege
Fürth wie Forth profitierte zu seiner Nähe zur Handelsstadt Nürnberg mit seinen Märkten und den dorthin führenden Verkehrswegen. Neben dem offiziellen Straßen- und Wegesystem gab es noch ein Netz von Überlandwegen und Pfaden, die querfeldein zu diesen verliefen und sie verbanden. Meist führten sie an den Orten vorbei. Sie wurden von jüdischen Viehhändlern und Tandlern, aber auch von Betteljuden und jüdischen Gaunern benutzt. So verlief die „Bettelroute“ durch Mittelfranken entlang der Orte Ottensoos, Sulzbach nach Forth oder über Schnaittach nach Fürth. Im Gegensatz zu den niedergelassenen Juden besaßen Bettler, Schalantjuden oder Gauner kein Siedlungsrecht. Sie machten noch im 19. JH ca. 10% der jüdischen Bevölkerung aus. Auch sprachlich unterschieden sie sich von ihr. Sie sprachen untereinander Lachoudisch. Betteljuden waren geografischen entwurzelt und Vorurteilen und Entrechtungen in weit stärkeren Maße ausgesetzt. Mittels Pletten (Essensmarken) konnten sie sich bei ihren Glaubensbrüdern, später in Armenhäusern (18. JH), einige Tage verköstigen und mussten dann aber weiterziehen. Das bekannteste literarische Beispiel für einen jüdischen Gauner oder Baldower ist die Figur des Spiegelberg in Friedrich Schillers „Die Räuber“.
 
Heute
Viele Spuren der jüdischen Vergangenheit sind gründlich getilgt worden. Aber manchmal ploppt doch die eine oder andere Geschichte wieder auf. So wurden vor nicht allzu langer Zeit die Mitgliederakten des 1. FC Nürnberg wiederentdeckt, anhand derer man die Biographien der 1933 ausgeschlossenen jüdischen Mitglieder verifizieren konnte. Monate bevor dies zur Verpflichtung wurde, kam die Creme della Creme des damaligen Fußballs wie der 1. FC Nürnberg, SpVgg Fürth, FC Bayern München oder der TSV 1860 München überein, ihre jüdischen Mitglieder vom Verein auszuschließen. Ausgerechnet den als rassistisch und antisemitisch verschrienen Ultra-Gruppierungen gelang mit ihren Choreographierungen zu dem Bayern Präsidenten Kurt Landauer und dem Nürnberger Trainer Jenö Konrad deren Rehabilitierung. Der heute wohl bekannteste jüdische Franke neben dem ehemaligen US Außenminister Kissinger ist Levi Strauss, geb. 1829 in Buttenheim. Seine Jeans kennt man weltweit. Bis heute spiegelt sich das traditionsreiche jüdische Leben in Franken in der Einrichtung zahlreicher Museen und Synagogen wider. 2022 wird mit bundesweiten Veranstaltungen der seit 1700 Jahren andauernden Besiedelung Deutschlands durch Juden gedacht. In Bayern waren sie jedoch schon da, als es noch gar keine Bayern hier gab.
 
Erweiterter Toureinstieg
Ergänzen bzw. erweitern lässt sich diese Tour durch den Einstieg in Hilpotstein bzw. Berching um von hier aus den Judenweg von Sulzbürg nach Neumarkt entlang des Ludwig-Kanals nach zu er-/befahren. Über Altdorf gelangt man nach Hersbruck, dem Ausgangspunkt der ursprünglichen Tour. Zeitweise überlappen sich diese Touren mit dem „Fünf-Flüsse-Radweg“
 
Neumarkter Judenweg
Auch die Neumarkter Juden fielen wie viele ihrer Glaubensbrüder und –schwestern 1298 den vom Reichsritter Rintfleisch angezettelten Pogromen zum Opfer. 1555 wurden auch die letzten Verbliebenen vertrieben und wie damals üblich gegen Zahlung einer „Judensteuer“ woanders aufgenommen. Der Sulzbürger Graf war der „edle Gastgeber“. Wollten sie weiterhin Handel treiben, mussten sie an Markttagen die 15 km einfach nach Neumarkt zurücklegen. Um Konflikte mit der lokalen Bevölkerung zu vermeiden, umgingen ihre (Schleich-) Wege Ansiedlungen und die üblichen Verkehrswege weiträumig. Da auch räuberischen Banden oder Vaganten diese Wege benutzen, kam es dort nicht selten zu teils tödlich verlaufenden Übergriffen. Nachts war es für die Juden dort noch gefährlicher – aber zu dieser Uhrzeit durften sie eigentlich auch gar nicht die Ortschaften verlassen. Seit 2011 ist dieser Judenweg als Wanderweg markiert. Das letzte Stück vor Neumarkt verläuft er direkt am Ludwigskanal entlang. In Neumarkt weisen der jüdische Friedhof, ein früheres Ritualbad oder die Synagoge noch auf jüdisches Leben hin. Bekannter und nicht weniger sehenswert ist das Museum Lothar Fischer, das dem Andenken an den Mitbegründer der Künstlergruppe SPUR gewidmet ist.
 
Ludwig-Kanal
Vorgänger des Ludwig Kanals war die Fossa Carolina, heute auch Karlsgraben genannt. Mit seinem Bau wurde 792 begonnen. Kaiser Karl der Große wollte damit eine durchgehende Wasserstraße zwischen Donau, Main und Rhein errichten. Zunächst war eine Anbindung der Donau an die Schwäbische Rezat und die Altmühl geplant, doch schon ein Jahr später wurde der Bau wieder eingestellt. Dennoch gingen seine Planung in die Annalen ein. Erst 1000 Jahre später (von 1836-1845) hat sich König Ludwig I. von Bayern an ein ähnliches Vorhaben gewagt, um die immensen Kosten des Landtransportes zu mindern. Doch der am 15. Juli 1846 eröffnete Ludwig Kanal mit seinen 172 km konnte wegen der aufkommenden Eisenbahn nie die gewünschte Bedeutung gewinnen und erwies sich schließlich als Invesitionsruine. Die Eisenbahnlinie Nürnberg –Fürth, finanziert mit dem privaten Kapital Nürnberger Kaufleute, war dagegen ein außerordentlicher Erfolg. Die Jungfernfahrt der dampfgetriebenen Eisenbahn fand am 7. Dezember 1835 europaweites Echo. Schon im ersten Jahr wurden über 470.000 zahlende Passagiere befördert. Die Anteilscheine brachten den Eignern eine jährliche Dividende von 20%. Heute finden auf dem Ludwig-Kanal noch Treidelfahrten statt und der Radweg an seinen Ufern bis nach Nürnberg ist auch nicht zu verachten. Der Karlsgraben verbindet heute noch die Ortschaft Dettenheim mit der Altmühl. Wissenschaftliche Würdigung erfuhr er erst 2018, als sich Archäologen nördlich von Treuchtlingen auf die Spuren des Kanals begeben haben.

Hirtenland 
Anders als der zur Rastlosigkeit und dauerhaften Wanderung verdammte „ewige Jude“ kam der Hirte im Kreislauf der Jahres- und Tageszeiten immer wieder zu seinen seit Jahrhunderten angestammten Weideplätzen zurück. Die fränkische Landstadt Hersbruck, Ausgangspunkt dieser Tour, liegt inmitten des Hopfenanbaugebietes und Hirtenlandes des fränkischen Jura. Bis in die Mitte des 20. JH hatten die Rinderhirten in dieser Gegend eine wichtige gesellschaftliche Rolle inne. Sie waren nicht nur von der Gemeinde anstellte Hüter, sie mussten sich auch um die Gesundheit der Tiere und deren Schmuck, bemalte hölzerne Schellenbögen mit denen jede Herde im gleichen Akkord ging, kümmern. Die Bemalung der Schellenbögen richtete sich nach der Heraldik der Berufe der Besitzer. Ein Ruf aus einem langen selbst geschnitzten Horn war das Signal zum Austrieb. Dann trotteten Mensch und Tier durch das Wassertor über die Pegnitzbrücke oder deren Furt, die „Kouhpengatz“, auf den Hutanger vor Leutenbach und Weiher. Am Tag der Heiligen Drei Könige versammelten sich die Hirten zu ihrem jährlichen Treffen in Wirtschaften wie „Wolfsschlucht“, „Pfälzerwirt“ oder „Glocke“ zu einigen Gläsern Lutzenbier. Die Treffen dienten ihnen zum Austausch und zur Legitimation ihres Berufes: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird an nichts mangeln“. Das Deutsche Hirtenmuseum in Hersbruck. dokumentiert nicht nur die fränkische Hirtenkultur, sondern das Hirtenwesen weltweit. Es befindet sich in einem denkmalgeschützten Fachwerkensemble, dem Ackerbürgerhaus aus dem 16. JH. Gegründet wurde es 1933 als Heimatmuseum, doch erst in den 1990er Jahren erfuhr es eine Neuausrichtung hin zum Deutschen Hirtenmuseum. 2009 wurde es um die Dauerausstellung „Mensch und Tier“ erweitert. Auf dem Gelände befindet sich auch die Schankwirtschaft „Zum ESPAN“

Über Nebenstraßen geht es zunächst über Reichenschwand, Speikern, Kersbach und Siegersdorf nach Schnaittach zur dortigen auf dem 588 m hohen gleichnamigen Berg gelegenen Festung Rothenberg. Den muss man sich erst einmal mühsam erfahren.

Die Festung Rothenberg der ehemals Kurbayrischen Enklave Schnaittach ist Europas größte Barockfeste. Sie wurde Mitte des 18. JH auf einer geschleiften Burg und Wehranlage nach streng geometrischen Grundsätzen errichtet. Jeder Punkt musste von mindestens einem eigenen Geschütz bestrichen werden können. Deswegen ergab sich die für Bastionen typische Sternform. Die Festung war vollständig gemauert, besaß eine umlaufende, sechzehn Meter starke Grundmauer mit einem bis zu zehn Meter hohen Gewölbe und unterirdische und begehbare Kasematten. Die Wasserversorgung wurde über den sog. Schneckenbrunnen sichergestellt. Nachdem Napoleon 1806 Franken an das Königreich Bayern angliederte, wurde die Festung für die bayerische Armee als Grenzsicherung überflüssig. Einige Zeit wurde sie noch als Festungsgefängnis verwendet, bis sie schließlich ab 1838 peu á peu verkauft und dem Verfall preisgegeben wurde. Sie diente so u.a. auch als Steinbruch zum Bau des Nürnberger Hauptbahnhofs.

Ein ähnliches Schicksal widerfuhr dem jüdischen Friedhof in Schnaitach. Er wurde um 1500 angelegt. 1757 legten die vier Gemeinden des „Medinat Oschpah“ (Ottensoos, Schnaittach, Forth, Hüttenbach), die an dem Friedhof das Bestattungsrecht besaßen, einen Quellbrunnen an, umgaben ihn mit einer Mauer umgeben und errichten ein neues Tahara-Haus. 1887 begann man mit der Instandsetzung des verfallenen alten Friedhofteils. Im Dritten Reich wurde auch dieser Friedhof geschändet und ein Teil der Grabsteine als Baumaterial verkauft. Dokumentiert wird dies in dem auf der Burg Rothenburg befindlichen Jüdischen Museum.

Auf eine bewegte Geschichte vermag auch der Ort Schnaittach zurückzublicken. Der Name leitet sich vom altbairischen Sneit-aha für Grenz-bach ab und wurde erstmals im Jahr 1011 erwähnt. 1401 wurde es vom Pfälzer Zweig der Wittelsbacher erobert, die es wie die gesamte Grafschaft Rothenberg wenig später an eine Kapitalgesellschaft fränkischer Ritter weiter veräußerten. Über 200 Jahre lang war es der Hauptort der sog. „Raubritter GmbH“, der Rothenberger Ganerben. 1504 eroberten die Nürnberger das Gebiet westlich der Stadt von den Wittelsbachern, jedoch nicht den Rothenberg. Seitdem war die Herrschaft Rothenberg als der Stachel im Fleisch der Freien Reichsstadt Nürnberg gefürchtet. Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 erhielt Bayern die Oberpfalz und damit auch Schnaittach. Damit bildete es einen mehrheitlich katholischen Flecken in einer sonst protestantisch geprägten Gegend. 1698 fiel Schnaittach endgültig Bayern zu.

An der Schnaittach entlang führt der Weg weiter über Poppenhof, Simmmeldorf, Judenhof/Grundelb (diese Ortschaft verweist schon nominell auf seine ehemaligen Bewohner) über Hüttenbach, St. Martin und Kirchröttenbach nach Bullach. Das kleine Dorf Bullach erhielt seinen Namen aus seiner ursprünglichen Genese: als Rodungsfläche von Buchen im damaligen Reichswaldgebietes. Durch den Ort verlief die Eisenstraße, ein mittelalterlicher Handelsweg vom Regnitztal zur Oberpfalz. Im nahe gelegenen Forth erwartet den Gast das Schloss Büg, das als Rittergut im 11. Jahrhundert erbaut wurde. Forth war zunächst nur ein diesem dienendes Bauerngut, das wie das Schloss verkehrsgünstig an einem Kreuzungspunkt mehrerer wichtiger Straßen am Rande unterschiedlicher landesherrlicher Gebiete lag. Die durch Forth führende Straße Nürnberg - Bayreuth bildete auch die Grenze zwischen dem Rothenbergischen und den Nürnbergischen Teil des Dorfes, was dazu führte, dass mitten durch das Gastzimmer der Wirtschaft Wimpflinger die damalige Landes- und Gerichtsgrenze verlief.

Über Brand  mit seinem sehenswerten alten Rathaus führt der Weg weiter nach Eschenau und Simonshofen. 1333 erwarb der Nürnberger Konrad Groß die Güter und Grundstücke in und um Simonshofen und brachte diese in die von ihm errichtete Stiftung des Heilig-Geist-Spitals ein. Über 600 Jahre übte das Spitalamt die Gemeindeherrschaft aus. Ebenfalls in die Gründungszeit des Dorfes fällt der erste Anbau von Hopfen. Von dort gelangt man nach Kuhnhof und abschließend nach Lauf, wo man wieder Anschluss an das Zugnetz hat.