Widerstand ist machbar, Herr Nachbar
Im Jahr 2021 hat der Schwandorfer Landrat Hans Schuierer seinen 90. Geburtstag gefeiert. Als „Roter“ hatte er im „tiefschwarzen“ Bayern einen schweren Stand. Zuerst Landrat in Burglengenfeld und nach der Gebietsreform 1972 „nachgezählter“ Landrat von Schwandorf. Nachgezählt wurde die Wahl deshalb, weil „wenn in Bayern ein „Roter“ eine Kommunalwahl gewinnt, kann das nicht mit rechten Dingen zugeh`n“ (Ministerpräsident Goppel). Ging erstaunlicherweise doch. Noch schwerer wurde es aber, als der „kleine“ Landrat dem mächtigen FJS (für Nachgeborene: seine Majestät Franz Joseph Strauss) öffentlich Paroli geboten hat.
Da Bayern einen Großteil seiner Kohle aus anderen Bundesländern importieren musste, um seinen Strombedarf decken zu können, wuchs der Wunsch die Zukunftsenergie Kernkraft in Bayern zu installieren. Der Impuls ging vom bisher einzigen SPD Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner aus. 1957 eröffnete er den ersten deutschen Forschungsreaktor in Garching, das wegen seiner Form sogenannte Atom-Ei. Hier wurden die Techniker für den Betrieb der Kernkraftwerke ausgebildet. 1962 nahm das Atomkraftwerk in Gundremmingen, das in Kürze stillgelegt wird, seinen Betrieb auf.
FJS wollte 1980, nachdem alle entsprechenden Genehmigungsverfahren in den anderen Bundesländern abgelehnt wurden, in der strukturschwachen, grenznahen Region von Schwandorf, in der der Bergbau im Niedergang begriffen, war eine Wiederaufbereitungsanlage (WAA) für atomare Brennstäbe errichten lassen. 3600 neue Arbeitsplätze wurden versprochen. Bürgerbeteiligung war selbstverständlich nicht gefragt. Skeptisch wurde Schuierer als auf dem Gelände ein 200 Meter hoher Turm errichtet werden sollte, mittels dessen die atomaren Schadstoffe gleichmäßig über das Land verteilt werden sollten. Anfangs waren es nur 50 Hanseln und Gretln, die in Strickpillis und Bundeswehrparkas ihren Unmut und Unbehagen mit der Anlage und dem schwarzen Amigosystem zum Ausdruck gebracht haben. Aber es wurden immer mehr. Aus der ganzen Bundesrepublik kamen sie angereist um ihren Protest Ausdruck zu geben. Nicht nur „linke Chaoten“, wie die Demonstranten verunglimpft wurden, beteiligten sich an den Demonstrationen, Friedenscamps und Baumbesetzungen, auch die einheimische Bevölkerung schloss sich immer mehr den Protesten an. Die bayerische Landesregierung war Proteste, zumal in dieser Dimensionierung nicht gewohnt. Die sprühte Tränengas, knüppelte die Demonstranten gnadenlos nieder und hetzte Hunde auf sie. Wieder Erwarten brachte dies die Proteste nicht zum Erliegen, sondern schweißte die Widerständler nur noch mehr zusammen.
1988 starb FJS und wurde mit großem Pomp beerdigt. Ein Jahr später war der Spuk seiner WAA zu Ende. Im Gegensatz zu seinem „Erfinder“ wurde sein Prestigeprojekt still, leise und klamm heimlich zu Grabe getragen. Wackersdorf ist seither das Synonym für (meist) gewaltfreien Widerstand von Bürgern gegen den „Staat“ geworden. Nicht nur im Hambacher Forst lebt diese Idee weiter. Aus dieser Bürgerbewegung ist eine ganz neue Partei hervorgegangen, die es heute bis zur Regierungsbeteiligung gebracht hat: „Die Grünen“.
Einen großen Dämpfer hatte die Euphorie um die angeblich ach so harmlose Atomenergie am 24. April 1986 erlitten. In einem der 4 Kernblöcke der ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl gab es eine Explosion, einen katastrophalen Unfall der höchsten Kategorie (INES 7), bei dem innerhalb von 10 Tagen radioaktive Stoffe von mehreren Trillionen Becquerel in die Erdatmosphäre freigesetzt wurden. Mittels Windverfrachtung erfolgte ein radioaktiver Fall Out über ganz Ost- und Nordeuropa, dessen Spätfolgen damals nicht ansatzweise vorhersehbar waren. Noch heute, noch 35 Jahre nach dem Unfall, sollte man mit dem Genuss von Wild und Wallspilzen vorsichtig sein. Dieser Unfall schockierte die zivilisierte Welt und verstärkte den Widerstand gegen diese Form der Energiegewinnung, die als saubere Alternative zum traditionell „schmutzigen“ Kohlemeilern propagiert wurde.
Burg Burglengenfeld © Hans-Jürgen Hereth 2023
Schon seit 1982 fanden in Burglengenfeld ein Musikfestival der WAA-Gegner mit bis zu 4000 Menschen statt. Organisiert wurden sie von Jugendzentrum Burglengenfeld (JUZ). Das Gebäude gehört dem Staat. 50 Jahre hat der unbequeme Untermieter niemanden verwundert. Doch just zum Jubiläum erinnert sich ausgerechnet der „Rockende Landrat“ und Wacken-Besucher Thomas Ebeling daran und kündigt dem JUZ 2023 die Miete auf. Früh mit dabei waren Haindling und die Biermöslblosn. Das erste Anti-WAAhnsinns-Festival mit deutschlandweit bekannten Künstlern wie BAP, Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer, Rio Reiser oder Die toten Hosen fand am 26. und 27. Juli 1986. Das „deutsches Woodstock“ mit über 100.000 Besuchern bildete den Höhepunkte der Bürgerproteste und war das bis dahin größte Rockkonzert der deutschen Geschichte.
Wackersdorf Bergbaumuseum © Hans-Jürgen Hereth 2023
Knappensee © Hans-Jürgen Hereth 2023
Bergbau
Seit dem frühen Mittelalter wurde im Fichtelgebirge Erzabbau betrieben. Die Oberpfalz entwickelte sich im 14 Jh. bis zum 17. Jh. zu „einem“, wenn nicht „dem“ europäischen Eisenzentrum. „Ruhrgebiet des Mittelalters“ ist ein häufiges Schlagwort für die Oberpfalz, in dem Eisenerz, Blei, Silber und später Flussspat, Braunkohle, sogar Steinkohle gefördert wurden. In den bergbaunahen Hammerwerken wurden meist Halbfertigprodukte erzeugt, die zur Veredelung und Weiterverarbeitung in Blech-, Draht-, Zain- und Waffenhämmer geliefert wurden. Das für den Bergbau und die Verhüttung nötige Holz lieferten die Wälder des Fichtelgebirges. Der Transport erfolgt über die Flüsse. Obwohl die Lagerstätten relativ klein waren, fanden z.T. Tausende von Arbeitern dort Beschäftigung und begründeten über Jahrhunderte den Wohlstand dieser Gegend. Die meisten dieser Bergwerke waren bis zum 30-jährigen Krieg ausgebeutet. Vor allem der Abbau von Alaun und Zinnerzen hatte weiterhin große Bedeutung
Mit der Industrialisierung wurde der steigende Energiebedarf statt mit Holz mit Pechkohle gedeckt. Der Anschluß Ostbayern an das Eisenbahnnetz (1860) senkte die Transportkosten, die Nachfrage nach Eisen und Stahl stieg gewaltig an. Nur dort, wo große und qualitativ hochwertige Lagerstätten vorhanden waren, lohnten sich die Investitionen in neue und leistungsfähigere Hüttenwerke, um zeitgemäße Stahlqualitäten erzeugen zu können. Diese Standorte erlebten eine neue Blüte. Alle anderen wurden aufgegeben. Mit Beginn des 20. JH. kam die Oberpfälzer Braunkohle als Energieträger hinzu. Bis zur Einstellung ihres Abbaus im Jahre 1981 wurden zeitweise bis zu 24% der bayerischen Stromerzeugung mit hiesiger Braunkohle bestritten. Abgelöst wurde der untertägige Bergbau durch den Großtagebau von Industriemetallen wie Schwerspat, Flussspat und Schwefelkies oder Graphit, verarbeitet in modernen Aufbereitungsanlagen der Kaolin- und Tonindustrie.
Goldsteig
Unter Goldsteig versteht man keinen einzelnen Weg, sondern ein aus drei Hauptsträngen bestehendes Fernwegenetz, das von Passau aus den Bayerischen mit dem Böhmerwald (Sumava) bis nach Prag hin verbindet. Erstmals urkundlich erwähnt wurde er 1010, seine Benutzung reicht jedoch bis in die Bronzezeit zurück. Er bildet den bedeutendsten mittelalterlichen Saumhandelsweg Süddeutschlands. Über diese schmalen Wege, auf denen höchstens 2 Pferde nebeneinander gehen konnten, wurde vornehmlich Salz (das weiße Gold) nach Böhmen transportiert.
Die Hauptlast der Beförderung von Waren trugen die Säumer resp. deren Pferde. Nach der Pferdetraglast, den Saum, etwa 55 kg, wurden diese Wege auch benannt. Bei guten Wetter konnten die Fuhrleute bis 30 km zurücklegen. Die Transportleistung wurde mit dem Straßenbau wesentlich erhöht. Allein ein Wagen, konnte 12 Kufen Salz (888 kg) befördern.
Neben diesen organisierten Handel bewegten sich auf den Wegen und Straßen auch noch die „freien Radikalen“, die selbständig arbeitenden Kraxenträger. Sie, laufende „Tante Emma Läden“, waren es vor allem, die Versorgung entlegener Gegenden, auch über die Landesgrenzen hinaus, gewährten. Mehr als das halbe Jahr waren sie unterwegs, oft sehnsüchtig von der Kundschaft erwartet. Einer von ihnen war Anton Adner. Wohl 1705 in Berchtesgaden geboren und mit 117 Jahren als ältester bekannter Bayer gestorben. Noch bis ins sehr hohe Alter ging er seiner Hausiertätigkeit nach. Im Alter von 112 Jahren lernte ihn König Maximilian I. anlässlich der Einweihung der neuen Soleleitung in Berchtesgaden (1817) kennen und lud ihn als "Apostel“ zu der Hoffußwaschung am Gründonnerstag 1818 in die Münchner Frauenkirche ein. Diese Ehre erging im Wechsel an alte, verarmte Männer aus ganz Bayern. Bis zu seinem Lebensende erhielt er vom König eine Leibrente. Jetzt war er berühmt. An seinem Begräbnis sollen mehrere Tausend Bewohner teilgenommen haben. Sogar der Maler Carl Spitzweg hat den 113 Jährigen in einem seiner berühmtesten Gemälde, „Der Kraxenträger in der Schlucht“, 1818 porträtiert.
Jahrhunderte lang stritten die Herzöge von Bayern und die Fürstbischöfe von Passau erbittert um dieses lukrative Privileg des Salzhandels. Erst der Dreißigjährige Krieg ließ den Warenverkehr zurückgehen bis schließlich die Habsburger, denen Böhmen zugefallen war, 1706 den Salzhandel von Bayern nach Böhmen gänzlich verboten. Damit verlor der Goldene Steig seine Bedeutung. Der Handel wurde nun über die Strecke Linz – Budweis auf einer regulären Handelsstraße, die auch Kaufmannswägen befahren konnten, abgewickelt. Diese Streckenabschnitt war zudem Bestandteil der Poststrecke Venedig – Prag. Mit dem Bau der ersten Pferdeeisenbahn Europas auf dieser Strecke (1832) wurde der Salzhandel auf die Eisenbahn verlagert. Die heutigen Bundesstraßen E 55 folgt noch weitgehend den alten Straßenverlauf nach Böhmen.
Rampsau © Hans-Jürgen Hereth 2023
Der Weg des Widerstands
Am einfachsten ist es den Weg dort zu beginnen, wo man einen Bahnanschluss hat wie in Burglengenfeld, Schwandorf oder Nittenau oder eben dort, wo man besonders schön parken und Brotzeiten kann wie in Rampsau mit seinem Regenschwimmbad.
Der kleine Ort Rampsau bietet neben Schloss, Kirche, Kanuanlegestelle und Flussschwimmbad auch einen ziemlich guten Metzger, der einem mit allem versorgt, was man am Weg, davor und danach braucht.
Von hier aus geht es auf einer wenig befahrene Straße stetig aufwärts nach Leonberg – nicht dem von der Bausparkasse, der ist im Schwäbischen. Der Abstecher zur Wallfahrtskapelle in Kappl muss nicht unbedingt sein, da gibt es weitaus schönere Orte und Aussichten, gleiches gilt für das eher trist-traurige Bergarbeiterstädtchen Maxhütte-Haidhof. Deshalb gleich nach Leonberg in Stadlhof die Bahngleise überqueren und nach Winkerling das gleiche mit der B 15 machen. Im Wald die zweite Straße links nach Eichbuch abbiegen und dort halblinks nach Burglengenfeld.
Burglengenfeld
Weithin sichtbar ist die namensgebende Burg, allein besichtigen darf man sie nicht. Für die unnötige Auffahrt, so man nicht den Rundumblick genießen möchte, kann man sich mit einem saftigen Apfel per Mundraub entschädigen. Die Innenstadt glänzt mit dem Marktplatz von Johann Michael Fischer (1717), einem der erfolgreichsten süddeutschen Architekten seiner Zeit, und einem eher verunstalteten St. Georgs Brunnen. Die Straße am Markt vorbei führt zur Naab hinab. Rechts vor der Brücke befindet sich das Oberpfälzer Volkskundemuseum, auf der gegenüber liegenden Seite sind die Naab-Auen, der Ort an dem das „Bayerischen Woodstock“ stattfand. Hier an der Brücke führt der Naab-Radweg über Premberg, Münchshofen, Bubach Naabeck und Dachelhofen nach Schwandorf, eher eine Kleinstadt als ein Dorf.
Kirchenbuch © Hans-Jürgen Hereth 2023
Neukirchen © Hans-Jürgen Hereth 2023
Die Fraktion mit den schmäleren Reifen wird wohl den Weg Pottenstetten, Kirchenbuch, Witzlarn, Engelhof nach Neukirchen wählen. Stetig geht es auf und ab und weil es eben auch Weizenfelder gibt, nennt sich die Ecke bis zur Vis nach Schmidthofen wie andere Gegenden auch „Bayerische Toskana“. Hier wie dort ist man erstaunt über den Verkehr auf so kleinen Nebenstraßen. Das große Zementwerk bei Kalk trägt nicht unerheblich dazu bei. In Neukirchen ist man dann auf dem höchsten Punkt der Strecke angelangt und wird mit schönen Ausblicken auf das Naabtal und einer 18% Abfahrt belohnt.
Schwandorf © Hans-Jürgen Hereth 2023
der Schwandorfer van Gogh © Hans-Jürgen Hereth 2023
Schwandorf
Schwandorf vermag auf den ersten Eindruck nicht zum Bleiben einzuladen. Bei näheren Hinsehen gibt es dann doch ganz schöne oder zumindest kuriose Winkel. Van Gogh mit seiner Messieansammlung ist einer davon. Kennt man sonst eigentlich nur aus dem Reality TV, hier ist das hautnah zum Anfassen. Nicht weit davon thront ein Dino über der Naab. Der Ort hat aber auch noch anderes zu bieten. Sein Wahrzeichen ist der weithin sichtbare Blasturm. In ihm ist 1812 Konrad Max Kunz geboren. Kennen sie nicht? Er komponierte 1860 das „Lied für Bayern“, die heutige offizielle Bayernhymne. Nahezu unsichtbar, weil unterirdisch, ist Bayerns größtes Felsenkeller-Labyrinth. Bis zu 500 Jahre alt sind die 130 Felsenkeller, die Zeugnis von einem ehemals blühenden Braugewerbe ablegen. Bergbau macht eben durstig. Mitte des 19. JH wurden die Keller stark erweitert. Nach dem Niedergang des kommunalen Brauwesens drangen die „Kellerdiebe“ in die unterirdischen Gewölbe ein und verbanden sie zu einem System, über das sie ihre Diebestouren organisierten.
Doch jetzt nur nicht von Äußerlichkeiten einlullen lassen, denn die Aussagen der Eingeborenen zum weiteren Wegverlauf sind genauso kryptisch und ungenau wie die Beschilderung. In keinem Fall jedoch der Wackersdorfer Straße folgen. Auf ihr landet man auf der vierspurigen B85, auf der man als Radfahrer spätestens nach 3 Kilometern entweder schleunigst das Weite sucht, vom Verkehr „abgeschossen“ wird oder heulend am Fahrbahnrand sitzt. Deshalb den Bahngleisen ein Stück flussabwärts folgen. Unterhalb des Krankenhauses führt der Weg dann durch den Wald Richtung Steinberger See. Der Weg dorthin ist gut ausgeschildert, weil die Region großräumig damit wirbt. Wo früher Kohle abgebaut wurde, befindet sich heute Ostbayerns größtes Seengebiet mit dem Steinberger See, als den größten Ostbayern. Er ist ein Eldorado für Segler, Surfer und Taucher.
Steinberger See © Hans-Jürgen Hereth 2023
Erlebnisholzkugel
Hoch aufragend erhebt sich dort die Erlebnisholzkugel in den Himmel. Sie ist 40 Meter hoch, bei einen Durchmesser von 50 Meter. Der Weg nach oben hat eine maximale Steigung von 6% und beträgt bis zur Aussichtsplattform, von der aus man einen phantastischen Rundblick auf das Oberpfälzer Seenland genießen kann, 700 Meter. Auf dem Weg dorthin durchläuft man 25 Erlebnisstationen, die in verschiedenen Schwierigkeitsstufen Beweglichkeit, Koordination und Geschicklichkeit der Besucher austesten. Auf den Boden der Wirklichkeit zurück geht es per pedes oder mit der spiralförmigen Riesenrutsche.
Wackersdorf
Vor der Dammstraße zwischen dem Knappensee und dem auch von Segelbooten befahrenen Steinberger See kann man links auf dem Radweg bis zur Industriestraße vor Wackersdorf fahren. Der Ort kann mit einem Bergbaumuseum Wackersdorf, einem Heimat- und Industriemuseum Wackersdorf und seinem “Tertiärwald“ aufwarten. Auf dem ehemaligen Abbaugebiet "Westfeld" entstand das heutige „Geotop 99 ", eines der letzten zugänglichen Braunkohle-Flöze, da auf einem Naturlehrpfad erkundet werden kann. Hält man ein wenig die Augen auf findet man viele Industriebrachen, nicht nur rund um das Bergbaumuseum. Brachen heißen heute neudeutsch „lost places“, spezielle Füherer und Apps weisen auf sie hin. Aber nicht alles hier, ist aus der Zeit gefallen. Baumcharaktere kann man in der Gegend in einer Dichte sehen wie sonst kaum (z.B. im Schlosspark Fornberg oder auf Gut Siegenthann)
Marienthal Gesteinsformationen © Hans-Jürgen Hereth 2023
Nach der Dammstraße zwischen den beiden Seen wird es wieder etwas unübersichtlicher. Mal geht es nach Bruck, mal nach Nittenau, meistens befindet man sich im Nirwana. Nach dem See sollte man sich nach dem Ort Steinberg am See orientieren. Je nachdem wo man herauskommt, bis zum Sportplatz und der Feuerwache fahren und dort links abbiegen. Fast am Ortsende befinden sich 2 Hinweisweisschilder für Radwege nach Nittenau, mit 10 km für den Weg auf der Landstraße und 17 km. Entscheidet man sich für die weitere Strecke, fährt man auf sandigen Wegen zumeist leicht bergab durch dem Wald und kommt an ein paar Weihern vorbei in Reuting heraus. Hier überquert man die Straße und gelangt zum Regenknie auf Höhe Marienthal mit seinen markant aus dem Regen ragenden Steinen.
Hirschling © Hans-Jürgen Hereth 2023
Schloss Regenstauf © Hans-Jürgen Hereth 2023
Nach Nittenau mit seiner schönen Brauereigaststätte und dem Biergarten direkt am Fluss sind es flussaufwärts noch 7 km nach. Bis Überfuhr muss man aber trotzdem dem Weg folgen, denn erst da führt eine Brücke über den Regen. Von hier aus geht es zumeist auf geteerten Radwegen immer flussabwärts vorbei an Hirschling mit seiner von Hl. Nepomuk bewachten Brücke nach Rampsau. Schöne Plätze für eine Rast finden sich hier wie dort zuhauf. Und so viele Burgen wie hier auf kurzer Distanz wie Burg Stockenfels, Schloss Stefling, Burg Hof, und das Barockschloss Marienthal findet man sonst nur in der fränkischen Schweiz.
Stockenfels ist die jüngste (14. JH) von 17 Burgen auf nur 20 km im Regental. Kaiser Ludwig der Bayer nutzte sie als Jagdschloss. Die Regensburger Patrizierfamilie Auer beraubten von dort aus vorbeiziehende Händler. Um die Burg Stockenfels bei Marienthal (bei Nittenau) ranken sich 72 verschiedene Sagen. Die Burgherren brauten hier Bier mit schlechten Zisternenwasser. Da Bierpanschen als drittschlimmstes Verbrechen nach Mord und Brandstiftung galt, mussten sie für ihr Verbrechen büßen und gehen seit 1648 als Geister im leeren Schloss umher. Entsprechend dieser Begebenheit, wird in Gasthof Stockenfels das Stockenfelser Geisterbräu ausgeschenkt.
Auf diese und andere Sagen nimmt das Festspiel "Geisterwanderung", eines der wohl ungewöhnlichsten in Ostbayern, Bezug. Die Zuschauer wandern durch das Regental, um drei Schauplätze zu erreichen. Auf der Burg Hof am Regen erdolcht Ritter Jörg in einem Eifersuchtsdrama seine Ehefrau. Der Henker von Hof vollstreckt das Urteil. Weil der Ritter seine Tat aber nicht bereut, muss er als Wiedergänger allnächtens sein Unwesen im Regental treiben. Auf dem Weg nach Stefling treffen die Zuschauer auf den ohne Kopf reitenden Ritter Jörg. Im Steflinger Schlosshof geben sich die Hexen des Regentals ein Stelldichein und berichten ihrem Herrn und Meister von ihren Schandtaten. Zwei Patres schicken sich an, die Hexen zu bannen. Ob es ihnen gelingt? Auf dem Weg zur dritten Station gehen die Wanderer über den Regen in Richtung Neuhaus. Auf einer Anhöhe empfängt sie der Kastellan von Stockenfels. Er erwartet einige Malefizianten und die Zuschauer werden Zeugen der Wasserbuße, die auf der Burg Stockenfels vollstreckt wurde.
Tiefe Einblicke und noch tieferer Einsichten vermag man wohl auch nach einem, zwei oder drei... Zoigl Bieren zu gewinnen. Sie werden nur in der Oberpfalz ausgeschenkt und sind immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Das Zoigl ist ein untergäriges, unfiltriertes, naturtrübes helles oder dunkles Bier, das privat in kommunalen Brauhäusern gebraut wird. Er, der Zoigl, verlässt das Brauhaus als gekochte Würze, zu der im eigenen Keller Hefe zugesetzt und das in Flaschen ausgegärt wird. Auch in Falkenberg in der Oberpfalz gibt es ein Kommunbrauhaus. Hier haben noch 116 Häuser ein grundbriefliches verbürgtes Hausbraurecht, von denen 30 Familien davon Gebrauch machen. Weitere Braustätten befinden sich in Mitterteich, Tischenreuth, Windischeschenbach (Burg Neuhaus) und Eslarn.
Ein Abstecher lohnt sich auch nach Windischeschenbach, wo das Kontinentale Tiefbohrprogramm der Bundesrepublik Deutschland durch ein 9101 Metern Tiefes Bohrloch neue Erkenntnisse über die Erdkruste gewonnen werden konnten. Es ist das tiefste in Deutschland und eines der tiefsten weltweit. Und da wäre noch der "schönsten Basaltkegel Europas" mit seinen geologischen und historischen Attraktionen im Vulkanerlebnis Parkstein, den auch schon Humboldt bewundert hat. Auch er ein „Walberla“.
Einkehrmöglichkeiten: Metzgerei Rampsau; Nittenau, Hotel und Brauereigasthof Jakob; Lauterbach: Gasthof Goldenes Lamm; Sunzendorf: Gasthof Lauer
Baden: Regenschwimmbad in Rapsau