druckkopf

Oberbayern
Römerweg
Auf dem Römerweg Geschichte hautnah erfahren
Entlang historischer Knüppelwege von Murnau nach Garmisch-Partenkirchen und retour


Römerweg © Hans-Jürgen Hereth 2023
Die Geschichte einer römischen Straße in Raetien 
Die Straße, die von Mittenwald weiter in die Hauptstadt Rätiens, Augusta Vindelicum (=Augsburg), führte, wurde mit einem enormen Aufwand an Material, Mensch und Logistik im Jahre 43 n. Chr. für die Durchreise des römischen Kaiser Claudius und seiner Truppen für den Britannien-Feldzug angelegt. Die bauliche Leistung, die die römischen Bauingenieure erbrachten, war bis ins 19. JH hinein unerreicht. Die Straßen dienten als Nachschubwege von Handels-  und Versorgungsgüter wie Wein, Öl und der eminent wichtigen Fischsauce „Garum“, zur Kommunikation und zentralen Steuerung der römischen Reichspolitik. Alle römischen Straßen waren einheitlich von Straßenverlauf und Infrastruktur (Straßenstationen) her konzipiert.

Blick von Eschenlohe aufs Ähndl © Hans-Jürgen Hereth 2023
Wegen der häufig auftretenden Hochwasser und Überschwemmungen wählten die Römer von Eschenlohe aus eine am Heuberg entlang führende, höher als das Murnauer Moos gelegene Route nach Ohlstadt. Auf- und Abstiegsrampen dieser Trasse sind heute noch sichtbar. Römische Funde wurden auch am Moosberg und am Eschenloher Kalvarienberg gemacht. Teile einer außerordentlich gut erhaltenen Römerstraße konnten 2018 im Eschenloher Moos freigelegt werden. Die dort herrschende Feuchtigkeit ließ die Holzbohlen, die im Lauf der Zeit im Moor versunken waren, unversehrt im Boden erhalten. So konnte auch eine genaue Datierung der Straße vorgenommen werden.
 
„Venedisches Gut“ und andere Waren
Schon als die letzten römischen Einheiten 480 n. Chr. Raetien verließen, war die Verkehrsinfrastruktur ziemlich marode und wurde wohl danach nicht besser. Obwohl diese Straße bis ins 17. JH hinein wesentlich für den Venedig Handel („Venedisches Gut“ wie Baumwolle, Luxusgüter und Wein, „Teutsches Gut“ wie Metalle, Leinen und Getreide) und den Pilgerverkehr war, wurde besonders der Abschnitt zwischen Mittenwald und Partenkirchen wegen seines besonders schlechten Zustands und der gefährlichen Steigungen gefürchtet. Erst Mitte des 18. JH wurde beschlossen, die Straße zu einer Chaussee in Packlagen-Bauweise nach Tresaguet auszubauen, die ähnlich der alten römischen Straßen konstruiert waren. Auch die Durchreisen hoher Herren und Damen taten der Qualität der Straße gut. Um zu gefallen und die Reise so angenehm wie möglich zu gestalten, wurden längst fällige Baumassnahmen durchgeführt. So wurde bei der Heimreise König Ludwig I. aus Griechenland dieser Streckenabschnitt neu gekiest und zu seinen Ehren eine Ehrenpforte am Ortseingang von Partenkirchen errichtet. Doch mit der Verlagerung der Handelrouten und der Eisenbahn verlor die Straße ihre Bedeutung. Erst mit der Motorisierung des Fern- und der Zunahme des Fremdenverkehrs erhöhte sich wieder merklich ihre Auslastung.
 
Pilgerweg
Diese Straße war nicht nur Handels-, sondern vom 11.-18. JH auch ein wichtiger Pilgerweg. Die Pilger unterschieden sich schon rein äußerlich von ihren Weggefährten (großer Kragen, runder, breitkrempiger Hut, Stab, Jakobsmuschel und rotsaffiane Brieftasche). Sie konnten auf ihrem Weg nach Rom oder Jerusalem auf eine eigene Infrastruktur zurückgreifen, die ihnen eine materielle Grundversorgung und „geistige Wegbegleitung“ garantierte. Dazu zählte auch das 1484 gegründete und heute noch bestehende Pilgerhospiz am Mittenwalder Obermarkt, das mit seinem kapellenartigen Mittelteil, seinem Glockentürmchen und den stuckierten Reliefs leicht als solches erkennbar war. Im Gegensatz zu vielen anderen Hospizen war das in Mittenwald nahezu luxuriös ausgestattet. Errichtet wurde es in der Tradition spätmittelalterlicher christlicher Wohltäter, die sich mit ihren „Seelgerätstiftungen“ ihr eigenes Seelenheil dauerhaft sichern wollten. Nutznießer waren Arme und Pilger, die hier für einen Tag Essen und Unterkunft erhielten und hierfür mit geistigen Münzen (Gebeten, Fürbitten) zahlten.
 
„Herrenloses Gesindel“ auf dem Weg
Ausgeschlossen davon waren Kranke und verkleidete „Trittbrettfahrer“ wie Vaganten und Kaufleute, die sich so die Zoll- und Mautgebühren sparen wollten. Trotz des hohen Warenaufkommens muss der Straßenabschnitt im Gegensatz zu Gegenden in Franken und Schwaben relativ sicher und Überfälle oder Diebstähle selten gewesen sein. Dennoch wurden nicht seßhafte Personen, sog. „herrenloses Gesindel“ wie Arme oder Bettler, die noch bis ins 18. JH 10% der Gesamtbevölkerung in Bayern ausmachten, in dieser Gegend nicht gerne gesehen. Für sie herrschte ein Beherbergungsverbot. Manchmal wurden sie in eigens dafür zusammengestellten Transporten („push backs“) in ihre Heimat abgeschoben, kamen aber dennoch wieder. Wenn sie Pech hatten, wurden sie mit „begnadigten“ Sträflingen an venezianische Galeeren verkauft. Da dort bekanntermaßen die Überlebenschancen sehr gering waren, versuchten viele von ihnen auf den Weg dorthin zu fliehen. Das Kompetenzgerangel der Transitländer erleichterte oftmals dieses Unterfangen.
 
Heute wird der gesamte Wegverlauf  der Claudia Augusta von Venedig bzw. Ostiglia über Bozen und den Reschenpass nach Augsburg und Donauwörth durch einen Radweg erschlossen.
 
Der Tourverlauf
Die Tour beginnt und endet am Murnauer Rathaus in Form einer schlanken „8“. Sie ist mit 93 km vergleichsweise lang und anspruchsvoll, da zudem einige Höhenmeter zu bewältigen sind. Die Tour lässt sich aber auch gut abkürzen und ist so in kleineren Runden befahrbar, ebenso wie als einfache Strecke (Murnau – Klais). Sollte man die Tour als Rundkurs über Graseck planen, ist zu bedenken, dass diese Strecke von Elmau bis Partenkirchen nur für geübte Fahrer mit entsprechendem Material geeignet ist.

Fernziele © Hans-Jürgen Hereth 2023

alte Herrschaftszeichen © Hans-Jürgen Hereth 2023
Vom Murnauer Moos ins Werdenfelser Land. Zu seltenen Tieren und Kobolden
Vom Murnauer Rathaus aus folgt man dem Untermarkt in südlicher Richtung. Auf Höhe des Tengelmann-Centers beginnt links der Radweg. Dieser führt unter der Bahntrasse hindurch (mit Resten 1000-jähriger Herrschaftszeichen) an einer Tankstelle vorbei bis nach Hechendorf. Dort angekommen, wird man mit einem grandiosen Panorama entlohnt, das zugleich das Tagesziel, die Wettersteinwand, erkennen lässt. Nach Hechendorf dem Radweg noch ein Stück folgen, bis rechts eine Straße abzweigt, die, nachdem man die B2 überquert hat, weiter zum Moosberg führt. Ab hier wird der Weg auch als Römerweg bezeichnet. Vom Moosberg selbst ist heute nicht mehr viel übrig, da sein Korpus als Schotter für den Bau von Straßen verwendet wurde. Der Rest der Abbaufläche mit seinen steil abfallenden Ufern wurde geflutet und gilt unter FKK-Freunden als „Geheimtipp“, obwohl das Baden und Lagern im Naturschutzgebiet eigentlich verboten ist. Auch den Römern hat es hier schon gefallen, wie ein Hinweisschild erklärt.

Moorsee © Hans-Jürgen Hereth 2023
Wenn man bereit ist, sich mit offenen Augen und Ohren auf die Umgebung einzulassen, wird einem schnell klar, warum das Murnauer Moos ein Naturschutzgebiet ersten Ranges ist. Nicht umsonst haben sich hier eine Restpopulation des Großen Brachvogels und andere vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten erhalten, weshalb zumindest in der Brutsaison Betretungsverbot herrscht. Aus diesem Grund ist auch das Weghaus nach dem durchfahrenen Waldgebiet nicht direkt erreichbar.
 
Das Weghaus war die ehemaligen bayerischen Zollstation bei Eschenlohe an der ins 18. JH nicht nur Gebühren erhoben und Waren überprüften, sondern auch Sanitäts- und Gesundheitspässe, sog. Feden (aus dem ital. „fede di sanitá“), ausgestellt wurden, um die Ausbreitung von Seuchen zu verhindern. Auch damals wurden diese Reisebeschränkungen gerne umgangen und entsprechende Dokumente oftmals gefälscht. Die offizielle Grenze der zum Erzbistum Freising gehörenden Grafschaft Werdenfels zum Herzogtum Bayern befand sich am Steinernen Bruckerl in Farchant.

Eschenlohe alte Stollen © Hans-Jürgen Hereth 2023

Pumuckl Museum © Hans-Jürgen Hereth 2023
Statt beim Weghaus überquert der Weg vor der Abfahrt nach Ohlstadt erneut die B2. Obwohl der Radweg entlang an der Loisach nach Eschenlohe verläuft, lohnt sich ein kleiner Umweg zur Bartlmämühle. Das im Stil von Gabriel von Seidl erbaute Gebäude ist längst keine Mühle mehr. Heute beherbergt das weitläufige Gelände ein Pumuckl Museum. In dem Verhau hätte der Münchner Kobold sich bestimmt wohl gefühlt.
 
Wieder zurück auf dem Radweg fährt man am ehemaligen Hartsteinwerk vorbei, auf den schon von weitem sichtbaren Kalvarienberg von Eschenlohe mit seiner Kapelle und den Resten einer Veste zu. Im Inneren des Berges befinden sich immer noch Stollen, in denen Zwangsarbeiter im 2. Weltkrieg für die Firma Messerschmitt-Bölkow Flugzeugteile fertigen mussten. Einen davon, den „Fledermausstollen“ kann man mit dem Rad durchfahren, durch die beiden großen führt heute die B2 hindurch.
Statt beim Weghaus überquert der Weg vor der Abfahrt nach Ohlstadt erneut die B2. Obwohl der Radweg entlang an der Loisach nach Eschenlohe verläuft, lohnt sich ein kleiner Umweg zur Bartlmämühle. Das im Stil von Gabriel von Seidl erbaute Gebäude ist längst keine Mühle mehr. Heute beherbergt das weitläufige Gelände ein Pumuckl Museum. In dem Verhau hätte der Münchner Kobold sich bestimmt wohl gefühlt …
 
Wieder zurück auf dem Radweg fährt man am ehemaligen Hartsteinwerk vorbei und auf den schon von weitem sichtbaren Kalvarienberg von Eschenlohe mit seiner Kapelle und den Resten einer Veste zu. Im Inneren des Berges befinden sich immer noch Stollen, in denen Zwangsarbeiter im 2. Weltkrieg für die Firma Messerschmitt-Bölkow Flugzeugteile fertigen mussten. Einen davon, den „Fledermausstollen“ kann man mit dem Rad durchfahren, durch die beiden großen führt heute die B2 hindurch.

Partenkirchen Ludwigstraße © Hans-Jürgen Hereth 2023

Partenkirchen Fraunhofer © Hans-Jürgen Hereth 2023
Das alte Herz von Partenkirchen
Der Radweg verläuft zwischen Loisach und B2 nach Oberau weiter und dort am Bahngleis entlang nach Farchant. Am einfachsten fährt man am Ortsende von Eschenlohe rechts über die Bahngleise und folgt links dem Radweg durch Farchant bis nach Partenkirchen. Nach der Polizeistation (gegenüber dem Friedhof, an dem sich früher der Werdenfelser Hochgerichtsplatz mit seinem Galgen befand) links Richtung Wankbahn abbiegen und dem Straßenverlauf bis zur Ludwigstraße (Sebastianskapelle) folgen. Zwischendurch bietet sich einem ein wunderbarer Blick auf die Kirche St. Anton am Wankhang mit einem der schönsten kirchlichen Deckengemälde des 18. JH in Bayern.
 
Vieles wurde inzwischen unternommen, um das „alte Herz“ des Teilortes, die Ludwigstraße, wieder zum Leben zu erwecken. Gelungen ist dies, im Gegensatz zu Murnau, leider nicht. Am sehenswerten Heimatmuseum vorbei, gelangt man über den Gasthof Post, in dem König Max II. mit Frau und den Söhnen Otto und Ludwig (dem späteren König Ludwig II.) gerne logierten, zum Gasthof Fraundorfer mit seinem berühmten „Böfflamotte“ und der Ballengasse, in der sich im Mittelalter die Rottstation zur Unterbringung der in Ballen verpackten Transportgüter befand. In Mittenwald hieß die entsprechende Straße Judengasse und verwies damit auf die Bedeutung der Juden als Fernhändler im wichtigen und lukrativen Venediger Handel. Weiter geht es zu den „Wigger-Blöcken“, einem optischen Schandfleck aus den 70er Jahren, an dessen Hangseite die mittelalterliche Gsteig-Kapelle steht.

Vogelschutzwarte © Hans-Jürgen Hereth 2023

Blick vom Gesteig © Hans-Jürgen Hereth 2023
Auf der Römer– und Rottstraße
Die Auffahrt hinter den „Wigger-Blöcken“ hat zunächst einen ziemlich kniffligen Anstieg zu bieten, der aber erstaunlicherweise gut zu bewältigen ist. Ist man oben an der Gaststätte „Schöne Aussicht“, kann man selbige auch genießen. Es finden sich aber im Wegverlauf noch viele weitere schöne „Fleckerl“. Gegenüber der Gaststätte befindet sich die Vogelschutzwarte, in deren Umfeld der „Leberkäsjunkie“ aufgewachsen ist. Der Straße Gsteig, der historischen Römerstraße oder neuerdings dem Pilgerweg, immer weiter geradeaus folgen. Die Straße verläuft hoch über der Bundesstraße, von der man nur ein Rauschen wahrnimmt. Dafür muss man ein paar Höhenmeter mehr und eine nicht sonderlich gute Teerstraße in Kauf nehmen. Ab Hausnummer 66 geht es abwärts. An der nächsten Straßenkreuzung kann man, hat man noch Kraft, Zeit und einen vollen Akku einen Abstecher zu dem idyllisch gelegenen Berggasthof Gschwandtnerbauer am Fuße des Wanks einlegen - eigentlich ein Muss. Bei einem guten, einfachen Essen wird man mit einem grandiosen Ausblick auf das Wettersteinmassiv belohnt. Ein Geheimtipp ist das aber leider nicht mehr. Wenn nicht, biegt man rechts ab, um nach wenigen Hundert Metern auf den Radweg neben der B2 zu gelangen, dem man links bis Klais folgt.

Römerstraße in Klais © Hans-Jürgen Hereth 2023

Schloss Elmau © Hans-Jürgen Hereth 2023
Auf dem Radweg geht es über Kaltenbrunn (auch dies ein Rest der alten Rottstraße), dem Trainingszentrum der Biathleten, weiter nach Gerold, das zu einem erfrischenden Bad im Moorsee einlädt. Von dort aus führt der Radweg nach Klais. Vor dem Bahnübergang quert man erneut die B2.
 
A Cultural Hideaway
Kurz vor dem Mauthäuschen in Klais geht links eine „Geleisestraße“ ab, die sich hier an der „Gwiggenhölle“ als Überrest der historischen Römischen Straße entpuppt. Diese lädt zum Schauen und Staunen ein, ist jedoch schon zu Fuß schwierig zu begehen und mit dem Rad erst recht nicht befahrbar.
 
Über die Mautstrasse bis zu Schloss Kranzbach geht es zwar immer weiter den Berg hinauf, doch ab dem neu gegründeten Friedwald saust man dann eine 10% Abfahrt nach Elmau hinunter. Über das dort ansässige Luxushotel Schloss Elmau, einem „Luxury Spa Retreat und Cultural Hideaway“, ist schon viel geschrieben worden. Auf der Hotel-Terrasse lässt es sich bei Kaffee und Kuchen, oder wahlweise einem Weißbier a la Obama wunderbar entspannen.
 
Jetzt heißt es sich aber auf den Rückweg machen. In Elmau scheiden sich die „Geister“ bzw. das Können. Entweder nimmt man diesen sehr anspruchsvollen Weg über Graseck, für den man geübt und ein dementsprechendes Fahrrad haben sollte oder man fährt über Klais und Kaltenbrunn auf dem neben der B2 verlaufenden Radweg nach Partenkirchen zurück. Beide Wege treffen ich wieder am Skistadion bzw. dem Kainzenbad, einem um 1900 als Kureinrichtung gegründeten Naturbad. Alternativ kann man auch vom Gasthof Elmau aus auf einer gut gepflegten Schotterstraße über den Ferchensee (Bademöglichkeit) nach Mittenwald mit seiner schönen Altstadt und dem alten Pilgerhospiz fahren (Rückfahrt mit dem Zug).

Graseck© Hans-Jürgen Hereth 2023
Das kniffligste Stück des Weges
Ab dem Wanderparkplatz Elmau wird die Teer- zu einer geschotterten Forststraße, die beständig bergan führt, umso heftiger zum Ferchenbach hin abzufallen. Es ist eine ganz schöne Eierei sich mit schmäleren Reifen auf dem Rollsplitt nicht zu verbremsen. Auf der anderen Seite muss man dann die Höhenmeter wieder hochfahren oder schieben. Bei der nächsten Gabelung hält man sich links Richtung Hintergraseck. Kurz darauf fordert ein Schild zum Absteigen auf, dem kann man getrost nachkommen sollte. Wenig später geht es dafür durch die Natur belassenen Wiesen nach Hintergraseck. Auf der nun folgenden schmalen Teerstraße geht es flott bergauf- und bergab, bis man auf Mittergraseck hinunter sehen kann.
 
Eine vergessene Geschichte und ein berühmtes Buch
Am 22. April 1945, kurz vor Kriegsende, wurde Albrecht Haushofer im Gefängnis Lehrter Straße in Berlin von der SS mit Genickschuss getötet. In seiner Jackentasche fand sich ein schmales Heft mit Gedichten, das unter dem Titel „Moabiter Sonette“ zu einer der bekanntesten Nachkriegspublikationen wurde.
 
Schon früh stand Haushofer dem Nationalsozialismus skeptisch gegenüber und sein Status als „Vierteljude“ verbesserte seine Situation nicht gerade. Aber noch hielt Rudolf Heß, ehemaliger Adjutant von Haushofers Vater, seine schützende Hand über die Familie. Nach dem Englandflug von Heß war es damit jedoch vorbei. Haushofers Kontakte zum Kreisauer Kreis und der Roten Kapelle blieben nicht verborgen. Nach dem Stauffenberg-Attentat tauchte er unter und schlug sich nach Partenkirchen durch. Für einige Wochen konnte er sich bei der Bäuerin Anna Zahler in Mittergraseck verstecken. Nach 10 Wochen verhaftete die Gestapo beide und brachte sie ins berüchtigte Wittelsbacher Palais nach München. Anna Zahler kam relativ milde davon. Unterstützung der Widerständler konnte man ihr nicht nachweisen. Stattdessen verurteilte man sie nach langer Untersuchungshaft im April 1945 wegen Schwarzschlachtung zu 5 Wochen Gefängnis.
 
Rasant geht es die Straße hinab nach Vordergraseck und der Gaststätte Hanneslabauer. An schönen Tagen und am Wochenende muss man hier mit vielen Wanderern rechnen. Also bitte noch mehr aufpassen als bisher. Gleich nach der Wirtschaft fordert ein Schild erneut zum Absteigen auf. Hier geht es über ein paar Kehren und U-Turns gefühlte 30% Steigung bergab. Da laufen auch schon mal die Bremsen heiß, wenn man es denn wirklich fährt. Einen Fahrfehler verzeiht der Straßenabschnitt jedenfalls nicht. Unten angekommen ist Slalomfahren angesagt, um den Wandererstrom zur Partnachklamm auszuweichen.

Kainzenbad © Hans-Jürgen Hereth 2023
Nach dem Baden ist vor dem Rückweg
Da der weitere Rückweg ab hier mit ca. 35 km noch recht lang ist, sollte man sich das erfrischende Bad im Kainzenbad nicht entgehen lassen. Vom hier aus geht es (fast) nur noch bergab. Beim Skistadion den Bahnübergang überqueren, danach gleich links in die Fritz-Müller-Straße abbiegen, die man bis zum Rathausplatz durchfährt. An der Ampel (rechts) erneut die B2 überqueren und bis zur Sebastianskapelle weiterfahren. Hier links auf dem schon bekannten Weg bis zur Brücke unter der B2 vor Farchant weiterfahren und nach dieser rechts abbiegen. Am Bahnhof Farchant erneut die Bahngleise überqueren, und nach der Loisachbrücke links zur Föhrenheide und den Sportplätzen abbiegen. Am Sportplatz gibt es eine Gastronomie, die mit Schnitzel und Riesenportionen punkten kann. Im Winter verläuft von hier aus, so genug Schnee fällt, eine wunderschöne Loipe bis Eschenlohe. Doch auch der Weg auf geteerten Untergrund hat seine Reize. Vorallem rollt das Rad fast von alleine.
 
In Oberau führt der Weg am rechten Loisach-Ufer an der Kläranlage vorbei und schlängelt sich die gut ausgebaute Schotterstraße durch die Filze nach Eschenlohe entlang. An der Loisachbrücke bleibt man auf der bisherigen rechten Uferseite und folgt der Ausschilderung Römerweg bis Buchenried, einem Ortsteil von Ohlstadt. Bei der Einmündung auf die Durchgangsstraße links halten, über die Bahngleise fahren und wenig später rechts der Ausschilderung nach Hechendorf folgen.

Weichs © Hans-Jürgen Hereth 2023
Am nächsten Bahnübergang links halten, um auf der anderen Seite des Murnauer Mooses zur Loisachbrücke bei Hechendorf zu gelangen. Rechts vom Bahnübergang führt eine Straße nach Weichs mit seiner um 740 n. Chr. dem Hl. Georg geweihte Kirche, eine der ältesten des Voralpenlandes. Nun muss zu guter Letzt nur noch der kleine, aber zähe Murnauer Berg bezwungen werden.

Staffelsee © Hans-Jürgen Hereth 2023
Im lebendigen Zentrum des „Blauen Landes“
Zurück in Murnau locken eine Vielfalt an Belohnungen. Meditativ und mit der kompletten Panoramaaussicht geht es zum Ähndl mit seinem Kirchlein zu. Das Gasthaus versorgt den Körper und das Ramsachkircherl (gewidmet dem Drachentöter St. Georg, Streiter gegen das Böse, Bekämpfer des Heidentums und Schutzpatron Murnaus) den Geist. Das Ramsachkircherl ist nicht nur ein Ort der Andacht und des Gebetes, sondern auch Träger Jahrtausender alter religiöser Kulturgeschichte. Neben vielen Kostbarkeiten sticht vor allem die handgeschmiedete Eisenglocke hervor. Diese Handglocke, die wohl iro-schottische Mönche im 8. Jahrhunderts mitgebracht haben, ist sakralhistorisch die älteste und bedeutendste Glocke Deutschlands.
 
Weiter geht es zum Unter- und Obermarkt von Murnau. Hier befindet sich die Weißbierbrauerei Karg. Wer auch immer Herrn Obama am Weltwirtschaftgipfel in Elmau das Bierglas in die Hand gedrückt hat, das Foto mit dem Logo des Karg-Bräu ging um die ganze Welt. Ob er es auch getrunken hat, ist nicht überliefert. Es ist eines der besten naturtrüben Weißbiere und seine Fertigungs- und Gaststätte liegt direkt am Untermarkt. Schräg gegenüber lohnt ein Besuch der Espresso Café Bar LaVazza und neben den Rathaus bietet die Gelateria Gabrielli eines der besten Eise des Oberlands an.
 
Last not least ist Murnau auch die Heimstätte des „Blauen Reiter“. Franz Marc, Macke, Kandinsky und Gabriele Münter haben hier im nun werbeträchtig genannten „Blauen Land“ eine neue Sicht und Art der Malerei maßgeblich mitbegründet. Münters „Russenhaus“ und das vielfach ausgezeichnete Stadtmuseum, sind immer einen Besuch wert. Dort erfährt man auch wie ein „anderes Kind seiner Zeit“, Ödön von Horwarth, hier „eine Jugend ohne Gott“ verbrachte und so dem Markt literarisch verewigt hat. Und wenn man noch Zeit, Lust und Laune hat, sollte man sich die Schiffsrundfahrt um der Staffelsee nicht entgehen lassen. Schöner kann man den Tag nicht ausklingen lassen
 
 
Einkehrmöglichkeiten: Sportgaststätte Föhrenheide, Farchant; Pfeiffer-Alm, Partenkirchen; Gschwandtnerbauer, Partenkirchen; Fraunhofer, Partenkirchen; Ähndl, Murnau; Karg Bräu, Murnau
Baden: Kainzenbad Partenkirchen, Moosberg See Hechendorf, Geroldsee, Staffelsee, Murnau/Uffing