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Oberbayern
Rumford und Valentin
Rumford und Valentin. Ohne die beiden sähe München anders aus und München wäre nicht die Weltstadt, als die es von vielen gesehen wird. Entspannt kann man auf einer großen Stadtrunde die meisten der Sehenswürdigkeiten „abklappern“. Dass man dabei an vielen Biergärten vorbei kommt rundet die Tour ab.

Rumford © Hans-Jürgen Hereth 2023

Rumford Denkmal Englischer Garten © Hans-Jürgen Hereth 2023
Graf Rumford, eigentlich Sir Benjamin Thompson (1753-1814), war ein Kosmopolit, Universalgelehrter und Erfinder. Er wollte nicht nur mit der nach ihm benannten Suppe, „Rezepte für eine bessere Welt“ schaffen, sondern lebte Begriffe und Werte vor, die heute wieder hochaktuell sind. Rumford war ein Global Player, quasi die Urverkörperung von „Laptop und Lederhose“, der seine Wirkungskomplexe als tüchtiger Reformer allesamt miteinander verzahnte. Der von ihm begründete Englischer Garten, mit jährlich rund 3,5 Millionen Besuchern, ist nicht nur ein Volksgarten und touristische Attraktion, sondern gilt als nachhaltigste und wirksamste Errungenschaft der Münchner Geschichte.

Rumford Schloss © Hans-Jürgen Hereth 2023

Isartor © Hans-Jürgen Hereth 2023
Vom Rumfordschlössl im Englischen Garten am Chinesischen Turm und Monopterus vorbei, danach gleich links den Weg über den Eisbach einschlagen, rechts an einer Schulsportanlage vorbei und bis zum Rumford-Denkmal radeln. An der unweit entfernten Eisbachwelle die Prinzregentenstraße überqueren, über die Thierschstraße geradeaus durch einen Torbogen bis zur Maximiliansstraße fahren. Gleich linkerhand befindet sich der Graf „in persona“ mit Blickrichtung auf das Museum Vier Kontinente. Von seiner, dem Altstadtring zugewandten Seite, gelangt man linkerhand auf dem Radweg zum Isartorplatz mit dem Valentin-Karlstadt-Musäum. Fährt man ein Stück die Zweibrückenstraße stadtauswärts, gelangt man rechts in die Rumfordstraße mit dem Rumfordhof.

Rumfordhof © Hans-Jürgen Hereth 2023
Weiter geht es zunächst 100m zurück bis zur Baaderstraße. Von dort links über die Kohlstraße durch den Hof des Deutschen Museums geradeaus zum Paulaner Platz fahren, an dem sich das von Rumford gegründete Armenhaus befand. Die Gründung des militärischen Arbeitshauses (1790) sollte der Resozialisierung, dem „Social Engineering“, dienen. Ausgegeben wurde dort die nach Rumford benannte Suppe, deren Basis vegetarische Grundnahrungsmittel waren, die frisch oder getrocknet ganzjährig zur Verfügung standen. Die Suppe sollte gesund, schmackhaft und günstig sein. Im Unterschied zu anderen Massenspeisungen wurden die (damals in Europa neuen Lebensmittel Kartoffel und Mais) zugegeben. In der Weimarer Republik war die Suppe vor allem als vegetarischer Brühwürfel der Firma Maggi populär. Auf den Speisenkarten heutiger Gastronomen, auch derer, die sich um Nachhaltigkeit, Regionalität und Ganzheitlichkeit bemühen, fehlt sie leider.

Valentin Brunnen © Hans-Jürgen Hereth 2023

Valentin Geburtshaus © Hans-Jürgen Hereth 2023
Optisch konnte Karl Valentin durchaus als „Suppenkasper“ durchgehen. Der hagere Schauspieler, Dramaturg und Volkssänger lieferte sich in seiner Anfangszeit mit seinen Konkurrenten auf den Bühnen der Wirtshäuser umgangssprachliche Battles um die Gunst des Publikums, ähnlich wie die heutigen Comedians, Spoken Artists, Slam Poets oder Hip-Hoppern. „Ein Ritter von trauriger Gestalt“, kauzig und mit skurrilem Humor bedacht, war er als Mensch melancholisch und lebte in einer unglücklichen Beziehung mit seiner Zweitfrau und Bühnenpartnerin Lisl Karlstadt. Trotzdem oder gerade deswegen gilt er als Münchner par excellence mit eigenem Musäum und Brunnen am Viktualienplatz.

Rosengarten © Hans-Jürgen Hereth 2023
Über das in unmittelbarer Nähe gelegene Geburtshaus von Valentin in der Zeppelinstraße weiter über den Isarradweg links bis zur Humboldtstraße fahren. Nach deren Überquerung erreicht man die Sachsenstraße mit Schyrenbad und Rosengarten (dort sind keine Räder erlaubt). Seit 1955 erproben dort „Stadtgärtner“ neue Rosenarten mit Blick auf das Münchner Klima. Der Rosengarten an der Isar ist so etwas wie ihr „Schaufenster“. Besonders im Juni und Juli leuchten hier über 1.000 Rosen in allen Farben und verströmen einen betörenden Duft. Gleich daneben, ebenfalls im Rosengarten gelegen, gibt es noch einen Duft-, den Flieder- und Tastgarten, in dem man den Pflanzen auch spürbar begegnen kann. Die Pflanzen des abgeschlossenen Giftgartens sollte man aber nur ansehen. Trotz seiner exponierten Lage gilt der Rosengarten immer noch als Geheimtipp.

Isarsteg in Lehel © Hans-Jürgen Hereth 2023
Weiter geht es auf dem meist sehr gut frequentierten Isarradweg zum Flaucher mit seinen „Nackerten“ und anderen Grillwütigen bis zum Münchner Tierpark Hellabrunn. Diesen umfährt man links über die Siebenbrunnerstraße, um auf der Karolingeralle das Isarhochufer zu erklimmen. Gleich links neben der Harlachinger Einkehr führt ein Radweg am Trainingsgelände des TSV 1860 München und dem Archiconvent der Templer mit seinen markanten Türmen vorbei, der nach einer kleinen Abfahrt in die Lohstraße übergeht. Dieser folgt man bis zu deren Ende. Hat man den Kolumbusplatz überquert, gelangt man am Fuße des Isarhochufers und des Auer Mühlbachs zur Straße „Zum Nockherberg“. In der gleichnamigen Wirtschaft findet das alljährliche Politiker-Derbleckn statt. Der Hochstraße folgt man nun ein Stück, um über die Gebsattelstraße wieder abzufahren und erneut auf den Auer Mühlbach zu stoßen. Diesem folgt man bis zu seinem Ende an der Lilienstraße. Am Kino wechselt man die Straßenseite, um durch die Unterführung der Rosenheimerstraße am Müllerschen Volksbad und der Muffathalle mit Biergarten vorbei, über den Kabelweg (Brücke, Alpines Museum) wieder auf den Isarradweg zu gelangen. Vorbei am bayerischen Landtag, dem Maximilianeum, und dem Friedensengel, Münchens „Goldenen Else“, gelangt man über die Mongelasstraße links wieder in den Englischen Garten und zum Chinesischen Turm. Damit hat man so ziemlich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von München abgedeckt. Nach einer Pause kann man dann noch das „Türkenviertel“ in der Maxvorstand abfahren
  
 
Sehenswürdigkeiten: Friedensengel, Rosengarten, Chinesischer Turm, Isartor, Deutsches Museum
Einkehrmöglichkeiten: Biergärten: Nockherberg, Muffatwerk, Chinaturm, Zum Flaucher