blühender Raps bei Günzelhofen © Hans-Jürgen Hereth 2023
Trari Trara, die Post ist da.
Entlang der Flüsse Amper und Glonn und der historischen Vicinal– und Commercialstraßen auf denen in napoleonischer Zeit die kaiserlichen Reichpost von Fürst Thurn und Taxis befördert wurde. Einer seiner Postmeister, dessen Familie dem Postwesen 200 Jahre lang dienten, war der Fürstenfeldbrucker Louis Philipp Weiß
Vielen Älteren ist wohl noch der Mann mit dem gelben Pullunder, der ehemalige Bundesaußenminister Walter Scheel, im Gedächtnis und im Ohr. Gerne schmettere er die beiden Postlieder „Hoch auf dem gelben Wagen“ (Sitz ich beim Schwager vorn./Vorwärts die Rosse traben,/Lustig schmettert das Horn.../Ich möcht ja so gerne noch bleiben/Aber der Wagen der rollt.) und „Lied von der Post (Trara, die Post ist da/Von weitem hör ich schon den Ton/sein Liedlein bläst der Postillon.)
Vielen Älteren ist wohl noch der Mann mit dem gelben Pullunder, der ehemalige Bundesaußenminister Walter Scheel, im Gedächtnis und im Ohr. Gerne schmettere er die beiden Postlieder „Hoch auf dem gelben Wagen“ (Sitz ich beim Schwager vorn./Vorwärts die Rosse traben,/Lustig schmettert das Horn.../Ich möcht ja so gerne noch bleiben/Aber der Wagen der rollt.) und „Lied von der Post (Trara, die Post ist da/Von weitem hör ich schon den Ton/sein Liedlein bläst der Postillon.)
Das Postwesen wurde ab 1664 auf dem „Immerwährenden Reichstag“ zu Regensburg dem Erb-Generalpostmeister Fürst von Thurn und Taxis übergeben und war damit dem deutschen Reich unterstellt (Kaiserliche Reichspost/Taxispost). Dieser konnte eigene Postmeister wie 1789 den Weingastgeb Louis Philipp Weiß (1764-1824) bestellen. Seine Aufgaben waren die Beförderung von Menschen und Sachen. Damit verbunden war auch die Bereitstellung von entsprechenden Fahrzeugen und Zugtieren (Wechselpferde).
Regensburg Postreiter © Hans-Jürgen Hereth 2023
Grundlage des Postwesens waren die Verkehrswege. In der damaligen Zeit unterschied man zwischen 3 Straßentypen mit jeweils unterschiedlichen Funktionen. Der einfachste Typ war der „Gangsteig“, der für den Schweine- und Viehtrieb benutzt wurde. Der „Hufschlag“, an dem Bruck im 16. JH lag, war keine eigentliche Landstraße, sondern ein Weg für Saumrosse und Reiter, in dem zwei Wagen kaum aneinander vorbei gekommen sind. Hier war kein Viehtrieb gestattet. Er diente vor allem dem Personenverkehr. Der Postverkehr verlief dort seit dem 28.8.1569. Damit ist (Fürstenfeld-)Bruck die älteste Poststation Bayerns. 1664 war Bruck sogar der verkehrsreichste Poststall in Bayern. Jährlich wurden auf dieser Strecke 300.000 Gulden an Staatsgeldern zu Risiko des Postmeisters transportiert. Überfälle waren deshalb an der Tagesordnung. „Straßen“, im eigentlichen Sinn, waren wie ein Prügelweg des römischen Fernstraßentypus aufgebaut. Auf ihr wurden Wein, Getreide und Salz befördert. Deshalb wurden sie auch Commerzialstraße genannt.
Seine Ernennung zum Postmeister verlief für Weiß in einer politisch und wirtschaftlich unruhigen Zeit. Lange verlief der Postverkehr ausschließlich über Bruck. Doch Weiß musste nicht nur die Aufspaltung der Postrouten München - Augsburg (Vicinalstraße über Bruck und Commerzialstraße und offizielle neue Postroute über Schwabhausen) hinnehmen, sondern auch veränderte Machtverhältnisse (Reichspost vs. herzoglicher Post, Gründung der Ständeversammlung) und die Einquartierung der durch Bayern ziehenden Armeen während der napoleonischen Kriege. Dennoch führte Weiß ein großes Haus, das Begehrlichkeiten weckte. Freudig begrüßte er Kaiser Napoleon, doch dieser blieb wie die meisten anderen Heerführer seine Rechnungen schuldig. Lange Jahre führte er vor Gericht mit seinen Dienstherren, ähnlich wie von Franz Kafka „Im Schloss“ beschrieben, einen zähen, unerbittlichen, aber eben oftmals erfolglosen Kampf um die Erstattung seiner entstandenen Kosten.
Das verdross ihn, hielt ihn aber weiterhin nicht ab, sich zu engagieren. Er war bei dem Rückkauf des Kloster Fürstenfeld an den Bayerischen Staat involviert, beteiligte sich an der politischen Weiterentwicklung Bayern und dem Anbau und der Akzeptanz der Kartoffel. Nebenbei erfand einen Schneepflug um die Poststraßen auch im Winter befahrbar zu halten und legte auf eigene Kosten eine brauchbare Streckenverbindung durch das Haspelmoor und den Haspelwald an.
Amper Radweg © Hans-Jürgen Hereth 2023
Esting Schlosskapelle © Hans-Jürgen Hereth 2023
Gartenausstatter © Hans-Jürgen Hereth 2023
Der Weg beginnt am S-Bahnhof Dachau und führt in einem weiten Bogen über die Schillerstraße und die Ludwig-Dill-Straße zur Amper und den Amper-Rad-Weg (AAR). Dieser ist in der Folge bis Fürstenfeldbruck als solcher nicht durchgängig ausgeschildert. Zumeist wird das Radwegzeichen verwendet oder der nächste Ort vermerkt.
Der Weg begleitet die Amper auf der rechten Flussseite bis Fürstenfeldbruck, die erst seit ihrem Ausfluss aus dem Ammersee so heißt. Zunächst schlängelt sich der Weg durch die Amperauen bis er schließlich bei Grassling direkt auf sie trifft. Vor Grassling gibt es mit dem Ampersee die erste Bademöglichkeit. Der Weg überquert hier die Autobahn und mündet auf die Bundesstraße nach Olching. Hier heißt es aufpassen, da der AAR wieder nach rechts abzweigt. Verpasst man diesen Abzweig muss man bis zur S-Bahn Unterführung durch den Ort fahren. Weder Olching noch dieser Streckenabschnitt sind dies wert.
Nach der S-Bahn Unterführung führt der Radweg ein Stück durch ein Wohngebiet bis Esting. Hier befindet sich mit der schönen Fassade der Schlosskapelle eindeutig ein Highlight des Weges. Wenig später begegnet man Wurzelmonumenten, Buddhas, griechischen Göttern und jeder Menge Viechern auf dem Gelände eines Ausstatters für Gartengroßplastiken. Für jeden Geschmack und religiöse Vorlieben ist hier etwas (an-)geboten. Am Schloss biegt der Weg links ab und führt über Wiesen erneut zur Amper und nach Fürstenfeldbruck. Hier orientiert man sich zunächst Richtung Bahnhof, um wenig später zum Kloster Fürstenfeld geleitet zu werden. Auf dessen Rückseite ankommend, wirkt es zunächst gar nicht so großartig, wie es sich vom weiträumigen Klosterhof aus darbietet.
Kloster Fürstenfeld von hinten © Hans-Jürgen Hereth 2023
Kloster Fürstenfeld von vorne © Hans-Jürgen Hereth 2023
Ein mächtiges Hauptportal schmückt die Kirche Maria Himmelfahrt des Kloster Fürstenfeld. Errichtet wurde es 1263 von Herzog Ludwig II. des Strenge als Sühneleistung für die Hinrichtung seiner ihm angeblich untreu gewordenen ersten Ehefrau Maria von Brabant . Auch sein Sohn Kaiser Ludwig der Bayer ist in der dortigen Fürstengruft bestattet, bewacht von einer gotischer Maria mit Christuskind. Seit dieser Zeit besteht eine enge Beziehung des Hauses Wittelsbach und seiner Bevölkerung mit der Verehrung der Gottesmutter. Das Kloster selbst blieb lange Zeit Hauskloster der Wittelsbacher, die Kirche eine ihren wichtigsten Grablegen. Im Dreißigjährigen Krieg (1632/1633) geplündert, erlebte es 1640 einen erneuten Aufschwung, der zu seinem barocken Neubau durch den Münchner HofbaumeisterGiovanni Antonio Viscardi führte. Kirche und der als „bayerischer Escorial“ bezeichnete Konvent gelten als ein Hauptwerk des süddeutschen Spätbarock.
So großartig die Bauten der Zeit des Barock und des beginnenden Rokokos auch sind, die Hauptlast trugen die, die geschichtlich nie in Erscheinung traten, die Bauern. Sie litten nicht nur unter den Steuerlasten, den Geld- und Naturalabgaben (Zehnt), sondern mussten auch bis zu 78 Arbeitstagen im Jahr Spann- und Frondienste für die Obrigkeit leisten. Tage, die ihnen fehlten, die am eigenen Hof nötigen Arbeiten zu verrichten, ihre Familie zu ernähren und das Volk mit Lebensmitteln zu versorgen.
Fürstenfeldbruck Post © Hans-Jürgen Hereth 2023
Grablege Weiss © Hans-Jürgen Hereth 2023
Den Klosterhof durchfährt man, überquert eine breite Straße und eine kleine Parkanlage, um zum Marktplatz zu gelangen. Davor passiert man rechterhand die Kapelle St. Leonhard, wenig später auch die Kirche der Hl. Magdalena, an deren Außenwand sich die Grablege der Familie Weiß befindet. Am quirligen, schönen Marktplatz befindet sich das mächtige Eckgebäude mit dem Gasthof und Hotel Post der Familie Weiß, das einen Großteil der rechten unteren Seite des Marktes einnimmt. Riskiert man einen Blick in den Hof, sieht es hier fast noch so aus wie zu „guten, alten Postkutschenzeiten“.
Links an der Post vorbei führt die Straße gerade aus bis zum Abzweig „Polizei“ mit dem ersten Hinweisschild nach Mammendorf. Durch ein Villenanlage der 20er Jahre geht es zum Kaiser Ludwig Monument am Ortsrand von Puch. Diese Säule setzt dem Tod Kaiser Ludwig dem Bayern, dem „Verteidigers der deutschen Einheit und Geber des bayerischen Landrechts, des starken und beharrlichen Mannes“, der „hier starb in den Armen eines Bauerns vom Tode überrascht den 11. Oktober 1347“ ein sichtbares Gedenken. Weiß hat dieses Monument mit initiiert.
Naturschwimmbad Eggenhofen © Hans-Jürgen Hereth 2023
Leicht aufwärts geht es weiter nach Mammendorf, das man links umfährt. Bergan führt die Straße über die Bahnstrecke und wird gleich danach wieder zu einem Radweg, der über Oberschweinbach nach Egenhofen führt. Eine prächtige alte Weide an einem Teich macht neugierig auf mehr. Dieses „Mehr“ entpuppt sich als ein wunderschönes Naturschwimmbad, das aber leider nur ortansässige Mitglieder benutzen dürfen. Entschädigt wird man nach einer Abfahrt durch die Furthmühle an der Glonn.
Glonn © Hans-Jürgen Hereth 2023
Furthmühle © Hans-Jürgen Hereth 2023
Die vorhandene Wasserkraft der Flüsse Amper und Glonn wurde für den Betrieb von Mühlen gebraucht. Die letzte der einst 33 Mühlen im Fürstenfeldbrucker Raum ist die Furthmühle bei Egenhofen an der Glonn. Als Heinrich der Löwe 1158 München gründete schenkte er zeitgleich dem Kloster Sankt Ulrich und Afra eine Mühle, die Furthmühle. In ihrer heutigen Gestalt existiert sie seit 1828, seit 1919 ist sie in Besitz der Familie Aumüller – nomen est omen, die jährlich zu Pfingsten ihre Mühle und deren Geschichte einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen. Das idyllisch gelegene Anwesen, zieht viele Ausflügler an, nicht zuletzt Radfahrer, die hier eine Rast einlegen.
Die Glonn, ein schmaler Fluss, schlängelt sich unreguliert in seinem weiten Tal. Mit seinen spektakulären Aussichten und Farbflecken, besondern im Frühling, wenn der Raps blüht, ist es stets ein Augenschmaus. Die Glonn begleitet den Radweg bis Erdweg.
Schloss Odelzhausen © Hans-Jürgen Hereth 2023
Doch zunächst führt der Weg links nach Odelzhausen, durch das die andere Poststrecke (Commerzialstraße) nach München verlaufen ist. Links an der Kirche vorbei und über die Autobahn gelangt man zum, auf einen kleinen Hügel thronenden Bräustüberl. Nomen ist in diesem Fall nicht gleich omen. Das ist ein sehr großes Areal mit unterschiedliche hohen Häusern und einer weiten Rotwild Anlage. Gleich danach gelangt man nach Taxa, von dessen Kloster sich nur noch eine kleine Kapelle erhalten hat.
Für den nächsten Streckenabschnitt hat man 3 ganz unterschiedliche Wege zur Auswahl, die jeden Geschmack gerecht werden. Der geteilte, leicht wellige Rad- und Fahrweg über Roßbach, Sittenbach und Unterweikertshofen nach Erdweg. Oder der über Taxa, die Oberhandenzhofer Mühle, an der Glonn entlang nach Pfeil auf dem 7-Klöster-Weg bis Großberghofen. Und schließlich über Wiedenzhausen, Bogenried, Kappeldorf und Oberroth nach Schwabhausen. Das ist der kürzeste Weg und entspricht der alten Postroute.
Nördlich von Erdweg befindet sich der Peterberg. Er wurde schon von den Römern besiedelt. Im Jahr 1000 errichteten die Scheyerer an dieser Stelle mit der Burg Glaneck die Urzelle des Klosters Scheyern.
Der Abschnitt Erdweg bis Schwabhausen (Dachau) verläuft auf einen Radweg neben der Bundesstraße und ist etwas laut. Deshalb sollte man ihn in Großberghofen verlassen, nicht ohne das Hutter-Museum, ein kleines, aber feines Heimatmuseum, zu besuchen. Neben den Ausstellungsstücken warten dort Kaffee und selbstgemachter Kuchen. Von hier geht es über Kappelhof nach Machtenstein und links weiter nach Puchschlagen. Hier trifft wieder auf den von Schwabmünchen kommenden Weg.
Nach Bergkirchen führt die Straße links weiter nach Günding. Jetzt ist es nicht mehr weit nach Dachau. Sein hoch am Berg gelegenes Schloss mit seinem markanten Turm weist den Weg und seine schöne Altstadt und Museen mit Werken der Dachauer Schule, eine Vereinigung von Freilandmaler der Jahrhundertwende um 1900, sind immer sehenswert und laden zu einer verlängerten Rast ein.
Sehenswürdigkeiten: Mühlenmuseum Egenhofen, Kaiser Ludwig Monument, Kloster Fürstenfeld, Schlosskapelle Esting, Hutter Museum Großberghofen
Einkehrmöglichkeiten: Cafe Mahlgang Egenhofen, Hutter Museum Großberghofen, Postwirt Fürstenfeldbruck, Klosterschenke Fürstenfeld, Odelzhausen Bräustüberl
Baden: Pucher Meer Fürstenfeldbruck, Ampersee, Mammenhofer See, Freibad Dachau, Olchinger See