Der Abschiedsweg Otto I. von Griechenland aus Bayern, oder „Man ist dermaßen griechisch in München, dass man in Athen notgedrungen bayerisch sein muss“ (Gerard de Nerval, 1839).
Auf seinem Weg zu seiner Krönung in Griechenland verabschiedet sich Otto I. an verschieden Orten in Südbayern von seinen Verwandten und der Heimat. Ihm zu Ehren wurden drei Gedenkstätten errichtet. Entlang des historischen Weges führten ihn Mangfall und Inn durch die Innfilze mit dem Wendelstein als stetigen Wegweiser. In Kiefersfelden nahm er endgültig Abschied von Bayern.
Abschied aus München © Hans-Jürgen Hereth
Am 6. Dezember 1832 nahm Prinz Otto offiziell in der Residenz Abschied von der Stadt München. Am gleichen Tag nahm er im heutigen Ottobrunn Abschied von seinem Vater König Ludwig I. Seine Mutter Therese und seine Schwester Mathilde begleiteten ihn bis zum Markt Aibling, der ältere Bruder Maximilian, der spätere König Max I., bis zur Landesgrenze in Kiefersfelden. Zu Ehren dieser Abschiede wurden drei Denkmäler errichtet, die einen emotionalen Beitrag zur patriotischen Kultur im öffentlichen Raum darstellten und das Treueverhältnis von Volk und König(tum) bezeugen sollten: die Ottosäule, das Thesienmonument und die König-Otto-Kapelle.
Ottosäule © Hans-Jürgen Hereth
Abschiedsgruß © Hans-Jürgen Hereth
1834 wurde eine Gedenksäule, die Ottosäule (heute gegenüber Rosenheimerstr. 127B), im damals noch dichten unbewohnten Höhenkirchener Forst, entlang der Salz- und Postroute nach Rosenheim enthüllt. Otto selbst konnte die Säule erst nach seiner ersten Rückkehr aus Griechenland am 29. Mai 1836 in Augenschein nehmen. 1902 wurde mit dem Bau des „Ottohain“ oder der „Ottokolonie“ begonnen. Erst 1921 einigte man sich auf den Namen „Ottobrunn“ für alle dort im Forst gelegenen „Kolonien“. Seit 1955 ist die Ottosäule Mittelpunkt des Gemeindewappens.
THeresienmonument © Hans-Jürgen Hereth
Theresienmonument © Hans-Jürgen Hereth
Das Theresienmonument wurde zur Erinnerung an den Abschied des Prinzen Otto von seiner Mutter vor der Mangfallbrücke errichtet. Realisiert werden konnte es durch Spenden aus der Bevölkerung. Die Grundsteinlegung fand am 15. Oktober 1833, dem Namenstag der Königin, statt. Enthüllt wurde es am 1. Juni 1835, dem Geburtstag und Tag der Volljährigkeit Königs Ottos. Es ist weitgehend eine Kopie der Wittelsbacher Säule in Oberwittelsbach.
König Otto Kapelle © Hans-Jürgen Hereth
Die König-Otto-Kapelle steht am südwestlichen Ortsrand von Kiefersfelden am Fuß des Thierbergs. Ganz in der Nähe befand sich an der Inntalstraße die damalige Landesgrenze von Bayern. Im Gegensatz zu den beiden anderen Denkmälern beauftragte König Ludwig I. 1833 selbst den Bau. Eingeweiht wurde sie am 19. Juni 1836 unter dem kirchlichen Patrozinium des Hl. Otto, dem Namenspatron des Königssohns.
Isarathen © Hans-Jürgen Hereth
Isarathen © Hans-Jürgen Hereth
Philhellenismus
Popularisiert wurde die Sehnsucht nach Griechenland im Philhellenismus, einer zunächst allgemeinen Sympathie für Land und Volk, die 1821 in dem Wunsch mündete, den griechischen Freiheitskampf gegen die osmanische (türkische) Herrschaft aktiv zu unterstützen. Angeführt wurde dieser „Volksaufstand von außen“ u.a. von Lord Byron, angeheizt in Deutschland durch den Neudruck von Luthers Schrift „Wider die Türken“. Diese gesamtchristliche Solidarität ähnelte der, die zur Befreiung Wiens 200 Jahre vorher führte.
Einblicke in das Kriegsgeschehen auf dem Peloponnes eröffnet das Tagebuch des deutschen Arztes Heinrich Treiber, der unter den Philhellenen 1821 gegen die türkische Besetzung Griechenlands mitkämpfte, sich später dort niederließ und 1882 hoch dekoriert als Medizinprofessor und Generalarzt der griechischen Armee in Athen starb.
Treiber war einer von 940 nachgewiesenen Kriegsfreiwilligen, von denen die Deutschen das größte Kontingent stellten. Entfacht wurde die Begeisterung für den griechischen Freiheitskampf durch den Münchner Altphilologen Friedrich Thiersch, der ihn als einmalige Chance ansah, die „altheilige Schuld“ für die Leistungen der antiken Griechen abzutragen. Viele von ihnen waren, wie Lord Byron sich ausdrückte, „Narren der Leidenschaft“. Schlecht organisiert musste sich die Truppe selbst versorgen. Militärisch erfolgreich konnten sie auf dieser Basis auch nicht operieren. Viele von ihnen gingen deshalb nach kurzer Zeit frustriert in ihre Heimatländer zurück oder suchten wie Franz Lieber, der spätere Berater des amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln, woanders den (Freiheits-)Kampf.
Als Athen schließlich eingenommen wurde, war es ein Provinzkaff mit gerade einmal 5000 Einwohnern. Die Einwohner hatten mit den Resten der antiken Bauten ihre Häuser errichtet und auf der Akropolis und dem Parthenon hatten die Türken ihre Kaserne und Wohnhäuser. Den berühmten Fries hatte da schon Lord Elgin mit Duldung der Besatzungsmächte abbauen und nach London verschiffen lassen. Noch heute schwelt der Zwist um die Rückgabe dieses Weltkulturguts. Der badische Hofmaler Feodor Ivannoff, hat dies und das Leben (der Deutschen) zu dieser Zeit eindringlich in seinen Briefen der Nachwelt erhalten.
Schon als Kronprinz war König Ludwig I. von Griechenland fasziniert. Auslöser hierfür war sein Besuch des Tempels in Paestum 1787. Mit seiner Begeisterung war er nicht alleine. Mit dem Humanismus im 16. JH wurde die griechische Kultur wiederentdeckt und mit Johann Joachim Winckelmann wurde im ausgehenden 18. JH die hellenische Kunst als Schönheitskanon und Maßstab für alles Kunstschaffen etabliert. Mit Beginn seiner Regentschaft, einhergehend mit dem Erwerb der Aiginetten (Figuren), versuchte Ludwig I. dieser Begeisterung auch bauliche Form zu geben. Da er, der „neue Perikles“, selbst nicht griechischer König werden konnte, schuf er mit den Bauten um die von Leo von Klenze entworfene Glyptothek sein „Isar-Athen“.
Der Kalmück in Griechenland
Der in Karlsruhe gestorbene badische Hofmaler Feodor Ivannoff war eines von vielen fürstlichen „Repräsentationskindern“. „Es gehörte zum guten Ton aller großen Petersburger Häuser, Kinder verschiedener Nationen bei sich zu haben, Türken, Neger, Kalmücken, Armenier usw.; einige sind von vollkommener Schönheit, andere dagegen von einzigartiger Hässlichkeit. Die Kaiserin [Katharina die Große] selbst hat ständig solche Kleinen um sich.“ (Leuschner, Maaß: Journal du voyage en Russie, S. 138, zit. nach Reategui S. 341). Ivannoff wurde bei einem Massaker russischer Soldaten (Tartaren) auf sein Dorf entführt (wohl 1770) und der russischen Zarin für ihre „Sammlung“ überbracht.
Im Zuge der Hochzeit der hessischen Prinzessin mit dem Zarensohn wurde er der Landgräfin Karoline von Hessen-Darmstadt geschenkt und gelangte nach deren Tod in den „Besitz“ ihrer Tochter, der badischen Markgräfin zu Karlsruhe. Nachdem seine zeichnerische Begabung erkannt wurde, durfte er mit weiteren ausgewählten badischen Kindern zur weiteren Ausbildung in das neugegründete Philanthropin ins Schloss Marschlins gehen. Zur Krönung seiner Ausbildung bewilligte ihm der badische Markgraf 1791 einen Aufenthalt in Rom, der 9 Jahre währte. Ab 1800 kopierte er für Lord Elgin die Statuen der Akropolis. Zurück in Karlsruhe wurde er zum badischen Hofmaler mit eigenem Atelier befördert. Frei, wie seine Mitbürger, war auch er, trotzt der libertinen Gesinnung seines Landesherren, nicht. Reisen mussten bewilligt, versprochene Gelder erbettelt werden. Dennoch meinte es das Schicksal mit ihm weit besser als mit vielen anderen seiner Leidensgenossen.
Die Sehnsucht nach der Heimat seiner Kindheit blieb sein Leben lang erhalten. Erst mit dem Rückzug der napoleonischen Armee 1813 kam er durch kalmückische Soldaten wieder in Kontakt mit seinen Landsleuten. Bestens integriert wurde er dennoch zeitlebens als Exot bestaunt oder verspottet. Sein Lebensthema fand er in der griechischen Mythologie wieder: der Hirtenknabe Ganymed, Sohn des trojanischen Königs Tros, wurde als der „Schönste aller Sterblichen“ von Zeus in den Olymp entführt und musste dort Mundschenk der Götter sein. Er verstarb aus Schmerz über die Trennung von seinen Eltern.
Otto
Nach der Befreiung Griechenland aus 350 jähriger osmanischer Herrschaft unterzeichneten am 7. Mai 1832 die Großmächte Frankreich, England und Russland den Vertrag, der den 16- jährigen bayerischen Kronprinz Otto zum ersten König des neuen Griechenlands, des „neuen Hellas“, bestimmte. Neben der Ehre war Otto auch dazu verpflichtet worden, die militärische Sicherung des Landes zu übernehmen. Hierzu wurde ein Truppenkontingent von 3600 Mann, den „Königlich Bayerischen“ und den „Königlich Griechischen“ in Bayern ausgehoben. Die Mehrzahl der sog. „Griechenländer“ bestand aus Bayern. Meist handelte es sich dabei um aus dem Militär entlassene Freiwillige. Über zwei unterschiedliche Routen marschierten sie in 30 km Tagesmärschen zu ihrer Verschiffung nach Triest. Im November 1832 wurden sie von dort nach Nauplia verschifft. Der junge König selbst wählte ab Kiefersfelden die Route durch Italien und schiffte sich von Brindisi aus dorthin ein.
Neben Soldaten wurden Otto auch bewährte bayerische Verwaltungsbeamte mitgegeben, die ein bankrottes, von Räuberbanden geplagtes und von der Jahrhunderte langen osmanischen Herrschaft geprägtes Land in einen modernen Staat überführen sollten. Da sie aber, ebenso wie Otto, keinerlei Wissen über die Gegebenheiten in Griechenland hatten, zwangen sie dem Land einen Beamtenstaat mit 3 Amtssprachen, 30 Provinzgouverneuren und 70 Generälen auf, von den Griechen als „Bavarokratia“ verspottetet. Ihr Vorhaben selbst aber misslang. Otto galt als bemüht, als ein „Kleinkrämer von grenzenloser Entschlussunfähigkeit“. Zwar liebte er Land und Leute, fand sich aber in den herrschenden rauen politischen Verhältnissen nie zurecht. Auch dass sich weder er noch seine protestantische Gattin Amalie der orthodoxen Kirche anschließen wollten, beförderte ihre Integration wenig.
Die Bayernherrschaft endete unspektakulär. Nach einem Putsch patriotischer Verschwörer ging Otto I. im Oktober 1862 ins Ausland. Auch seine Hofangestellten verließen, bedingt durch die in Athen herrschende revolutionäre Anarchie, fluchtartig Griechenland. Gescheitet ist die Herrschaft Otto I. jedoch hauptsächlich an eigenen Fehlern und Schwächen.
Dennoch ist sein Wirken in Athen gegenwärtig geblieben. Aus dem dreckigen Nest mit 5000 Einwohnern hat er die baulichen Grundlagen einer Metropole geschaffen. Ein anderer Deutscher, der Architekt Ernst Ziller (1837-1923) hat mit seinen mehr als 500 neoklassizistischen Bauten, basierend auf der Stadtplanung Klenzes und dessen Restauration der alten, antiken Bausubstanz, das Erscheinungsbild von Athen bis heute mitgeprägt. Nicht nur die Börse und die Universität entstammen seiner Feder, sondern auch die Villa des Troja-Ausgräbers Heinrich Schliemann, dem heutigen Numismatischen Museum. Ottos Königsschlosses beherbergt heute noch das griechische Parlament, die Syntagma. Zudem hinterließ Otto Griechenland die bayerischen Nationalfarben weiß-blau, die die bayerischen Herzöge im 13. JH ihrerseits von den Bogener Grafen übernommen haben. Auch ein weiteres immaterielles kulturelles Erbe hat der bayerische Exilant den Griechen vermacht. Der Brauer Fix versorgte „die Münchner“ ab 1834 mit selbstgebrauten Bier. 1864 kamen dann auch die Griechen in diesen Genuss. Die von seinem Sohn Johann Karl Fix gegründete Brauerei existiert bis heute und ist als Marke „Fix Hellas“ weiterhin erfolgreich.
Mehr Glück mit Griechenland hatte Ottos Tante, die österreichische Kaiserin Sisi. Sie war begeistert vom Land und seiner Geschichte. Ihre Seele war nach ihren eigenen Angaben schon dort, als ihr Körper noch per Schiff hinterher reiste. Ihrem verdutzten Ehemann teilte sie mit, nach Korfu auszuwandern. Hierzu baute sie auf Korfu das Achilleion, in dem sie die glücklichste Zeit ihres Erwachsenenlebens verbrachte.
Der Weg zur bayerischen Grenze
Eigentlich sollte die Tour an der Münchner Residenz beginnen. Dort hat sich Otto von seiner Heimatstadt München verabschiedet. Aber der Wegverlauf durch den Münchner Osten verläuft zu großen Teilen entlang breiter, verkehrsreicher Straßen, sodass man auch auf die Ottosäule verzichten kann. Dafür entfallen aber auch die Brauereiortschaften Aying und Valley (Arco-Bräu) mit ihren schönen Biergärten. Einsteigen in den Weg kann man in Kreuzstraße oder direkt in Bad Aibling.
Alpenblick © Hans-Jürgen Hereth
In Kreuzstraße (das ist ein Ortsname!) links der Ausschilderung nach Rosenheim folgen. Nach Grub kommt mit 10% die einzige nennenswerte Steigung, die aber mit einer umso längeren Abfahrt entschädigt und zunächst an der Bundesstraße endet.Wechselt man die Straßenseite nach Hohenfried hat man einen wahrhaft königlichen Ausblick auf die Voralpen in ihren ganzen Breite. Dafür ist die Abfahrt nach Feldkirchen-Westerham wesentlich profaner und anspruchsvoller. Hier ist alle Aufmerksamkeit auf die Straße zu richten! In Feldkirchen rechts nach Westerham abbiegen und der Bahnlinie bis zum Bahnhof folgen und dort Richtung Mangfall abfahren. Damit ist man wieder auf separaten Radwegen.
Bergblick an der Mangfall © Hans-Jürgen Hereth
Mangfall © Hans-Jürgen Hereth
Die Mangfall ist der einzige Fluss in Bayern, dem es so gut in den Bergen gefällt, dass er zu diesen zunächst wieder zurückfließt. Aus dem einst gefährlichen Wildbach ist aber ein flaches gezähmtes Wässerchen geworden. Zum Baden und Fliegenfischen langt sie aber allemal. Dem gekiesten Mangfall Radweg folgt man zunächst bis Bad Aibling. Immer wieder ergeben sich wunderschöne Ausblicke auf die Alpen. Auf dem Radweg bis Bad Aibling und zur nächsten (letzten) großen Brücke weiterfahren. Hier befindet sich das Theresienmonument. Der historische Weg würde nach Bad Feilnbach führen, stets den Wendelstein im Blick. Das ist heute ein Autobahnzubringer mit viel Verkehr ohne Radweg. Deshalb geht es ein Stück weiter auf dem Mangfall-Radweg bis Kolbermoor, von dort zweigt der SUR-Radweg ab, der über Westerndorf und die Hochrüstfilze (siehe Kleiner Bruder) nach Großholzhausen führt, landschaftlich die schönste Variante.
Damit ist man auch fast schon in Brannenburg. Hier befand sich einst ein berühmter Biergarten, der 1893 von Max Liebermann gemalte „Biergarten in Brannenburg“, den es leider nicht mehr gibt. Dafür gibt es aber noch den Schloßwirt am Kirchplatz, der sich bis ins 15. JH zurückverfolgen lässt und in dem viele Künstler gerne eingekehrt sind, wohl auch der „Staatskünstler“ Otto I. von Griechenland. Nicht nur hier konnte und kann man „versacken“ und sich dem Biergenuss hingeben. Der niederbayerische Volkskundler Joseph Schlicht konnte im 19. JH 26 verschiedene Worte für Räusche aufzeichnen, die vom billigsten Rausch, dem Spitzl bis zum teuersten, dem Saurausch mit 30 Mass reichen. In vielen Wirtschaften gab es damals sog. Rauschtafeln, auf denen die Rauscharten verzeichnet waren. Mittlerweile ist man angeblich schon bei 35 Bezeichnungen für den Bierrausch angekommen. Ob da auch der oktoberliche Volksrausch verzeichnet ist?
Flintsbach © Hans-Jürgen Hereth
Ohne Rausch geht es von Brannenburg auf der wenig befahrenen Landstraße (abwechselnd mit Radwegen) nach Flinstbach. Schöne alte Häuser zeugen von dem einstigen Reichtum dieser Grenzregion. Und Hannibal kam bei seiner Alpenüberquerung wohl auch hier vorbei – oder sind das eher indische (Holz-)Elefanten, die hier heimisch wurden.
Raisach © Hans-Jürgen Hereth
Mauthaus Niederaudorf © Hans-Jürgen Hereth
Die Orte und Weiler an denen man bis Kiefersfelden vorbei kommt, laden allesamt zu einer näheren Betrachtung ein. Allen voran natürlich Niederaudorf mit seinem schönen Zollhaus und dem sich gleich daneben befindlichen Kloster und Schloss in Raisach. Beide kann man nur von außen besichtigen. Das eine ist ein Mädcheninternat, das andere in Privatbesitz. Und Bademöglichkeiten in den vielen Seen gibt es zudem. Auch Kiefersfelden überrascht. Man kennt es sonst nur aus den Staumeldungen oder von der Autobahnfahrt in den Süden. Es entpuppt sich aber als quirliger Ort mit schönen alten, liebevoll gepflegten Landhäusern um 1900. War das so eine Art bessere Sommerfrische? Das Museum im Blauen Haus hätte dafür bestimmt Antworten parat, war aber leider zu. Die König-Otto-Kapelle befindet sich direkt an der Straße nach Kufstein vor dem alten Grenzübergang, also wahrlich das letzte Gebäude Bayerns. Ein bisschen verlassen und vergessen sieht es mit seinem zur Sicherung angebrachten Bauzaum aus. Eigentlich ein trauriger Abschluss der schönen Tour, will man von hier aus mit dem Zug zurückfahren.
Das Bauernspiel zu Kiefersfelden
Erstmals 1618 sind in Kiefersfelden Aufführungen von geistlichen und Passionsspielen (Kopie der berühmten Version von Oberammergau) nachweisbar. Diese Tradition wird durch Spielgelöbnisse 1742 und 1809 (jeweils aufgrund des Einfalls österreichischer Truppen) aufrecht erhalten und erneuert. Anfang des 19. JH schreibt der „Bauern-Shakespeare“ Joseph Schmalz, ein Kohlenbrenner aus dem Oberinntal, die Texte zu volkstümlichen Ritterspielen, die sich um „Helena, die schöne Kaiserin von Griechenland“ oder um „Rache, Reue und Versöhnung“ drehen. Der Schriftsteller Ludwig Steub hat sich nach einem zeitweiligen Aufführungsverbot Mitte des 19. JH erfolgreich für die Wiedergenehmigung der Spiele eingesetzt. Bis heute erfreuen sie sich großer Beliebtheit.
Für den Rückweg per Rad wechselt man in Kiefersfelden die Innseite und lässt sich vom Innradweg (Ost) über Neubeuern nach Rosenheim geleiten. Am Mangfallspitz geht des die Mangfall zurück bis Bad Aibling.
Sehenswürdigkeiten: Ottosäule, Theresienmonument, König-Otto-Kapelle, König-Otto-von-Griechenland-Museum Ottobeuern
Einkehrmöglichkeiten: Aying und Valley (Arco-Bräu), Schloßwirt Brannenburg
Baden: Happinger See, Hechtsee